Bundesbank stellt das Projekt Campus bei der Expo Real vor
Die Deutsche Bundesbank ist dieses Jahr mit einem eigenen Stand auf der internationalen Immobilienmesse Expo Real in München vertreten, um ihr Projekt Campus und andere Bauvorhaben zu präsentieren. Außerdem organisierte die Bundesbank im Rahmen des Discussion & Networking-Forums der Expo Real eine Podiumsdiskussion zum Thema „BIM im öffentlichen Bau – Herausforderung und Zukunftschance.“
BIM, das steht für „Building Information Modelling“ und ist eine Methode, mit Hilfe derer alle an Planung, Bau und Betrieb Beteiligten auf der Basis strukturierter digitaler Daten zusammenarbeiten – über den gesamten Lebenszyklus eines Objekts hinweg.
Diskussionsrunde mit Bundesbankvorstandsmitglied Johannes Beermann
Noch ist BIM für viele Bauherren Neuland, es gibt wenig übergeordnete verbindliche Standards. Umso wichtiger ist der Erfahrungsaustausch: Welchen Mehrwert bringt BIM in einem Bauprojekt? Was sind die größten Herausforderungen?
Über diese und andere Fragen diskutierte am Morgen der Eröffnung der Expo Real Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann mit Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Barbara Wießalla, Leiterin der Abteilung Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen im Bundesverteidigungsministerium, Christoph Krupp, Vorstandssprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) sowie Patrick Adenauer, Geschäftsführender Gesellschafter von BAUWENS, auf der Expo Real diskutieren. Moderiert wird das Panel von dem Journalisten Werner Rohmert, Herausgeber von „Der Immobilienbrief“ und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Immobilienjournalisten.
Alle Diskussionsteilnehmer haben gemeinsam, dass sie oder ihre Institutionen oder Unternehmen bereit sind, BIM einzusetzen und ihre Erfahrungen mit BIM der Branche zur Verfügung zu stellen, um den Bau effizienter zu gestalten.
Bundesbank erhofft sich Effizienzgewinne von BIM
Die Bundesbank wird die Methode BIM bei ihrem Projekt Campus einsetzen, also der Sanierung und Erweiterung der Frankfurter Zentrale. Dazu habe die Bundesbank besonders gute Voraussetzungen, denn sie verantworte ihre Bauprojekte selbst und sei auch für das Facility Management ihrer Gebäude selbst verantwortlich, erklärte Bundesbank-Vorstandsmitglied Beermann. „Deshalb erhoffen wir uns große Vorteile von der Transparenz und Aufbewahrung der Daten über den gesamten Lebenszyklus der Gebäude hinweg
.“
Die Bundesbank sei in Bezug auf BIM „nicht das Versuchskaninchen, sondern eher das Versuchsmammut
“, so Beermann weiter. „Aber unser Vorteil ist, wir haben Zeit, es regnet uns nicht rein, wir können das Eine probieren ohne das Andere zu lassen.“ Am Ende des Tages werde die Bundesbank seiner Ansicht nach durch die Effizienzgewinne auch kostenmäßig Vorteile von BIM haben.
Effizienzgewinne durch BIM seien gerade für die öffentliche Hand wichtig, sagte Staatssekretärin Bohle. „Mit BIM können wir qualitätsvoller, mit besserer Kostenübersicht und termintreuer arbeiten. Auch der Bundesbau erfüllt nicht immer diese Kriterien“, so Bohle.
„Wenn wir es tatsächlich schaffen, die administrativen Abläufe optimal digital zu unterstützen, dann planen wir schneller, und wer schneller plant und schneller baut, der baut auch günstiger
“, bekräftigte Wießalla, im Bundesverteidigungsministerium für rund 33.000 Gebäude in 1.500 Liegenschaften verantwortlich.
Allerdings werde die öffentliche Hand „BIM nicht von oben verordnen können, das wollen wir auch nicht“, so Bohle. „Die Öffentliche Hand spielt eine Rolle, indem sie Standards setzt
“, sagte Bauunternehmer Patrick Adenauer. Bisher seien die Bauprozesse wie auch die Planungsprozesse stark segmentiert, die Baubranche in kleinen Einzelbüros organisiert, auch das Handwerk arbeite in kleinen Einheiten. Mit BIM könne eine neue Art der Zusammenarbeit entstehen.
BIM ein Instrument für die Zukunft
Krupp als Vorstandssprecher der BImA, die die Liegenschaften des Bundes besitzt und verwaltet, wies auf die gigantischen Herausforderungen hin, denen sich der Bundesbau gegenübersieht: „Im Moment gibt die BImA etwa eine Milliarde Euro im Jahr für Bauunterhalt aus und das reicht nicht, um die Häuser in einen guten Zustand zu bringen
.“ Das Problem sei nicht so sehr das Geld als vielmehr die Kapazitäten bei der BImA, bei der Bauverwaltung und bei den Bauunternehmen.
Laut Krupp erfüllen 95 Prozent der Bundesimmobilien derzeit nicht die Anforderungen, die die Bundesregierung für Energieeffizienz beschlossen hat. „Wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen, müssen wir an alle Gebäude ran, und ich bin der festen Überzeugung, dass das mit den bisherigen Verfahren nicht möglich ist
“, so Krupp. BIM sei ein Instrument, um sich der Zukunft des Bauens anzunähern.“ Projekte und Bauvorhaben würden heute nicht an mangelndem Können der Ingenieure scheitern. Das Problem sei vielmehr die Komplexität des Projektmanagements. BIM könne die Komplexität verringern.
Kulturwechsel und Umdenken notwendig
BIM als Management-Tool erfordere einen Kulturwechsel und Umdenken, sagte Wießalla. „Ich denke aber, dass das auch in allen Bereichen der Baubranche angekommen ist.
“ Nötig sei die Bereitschaft, sich Neuerungen zu öffnen, etwa neuen Management-Strategien, digitaler Unterstützung oder einer engeren Kooperation. „Ansonsten werden wir alle am Bau Beteiligten die Herausforderungen der nächsten Zeit nicht meistern können
“, so Wießalla.
Der Bund, in diesem Panel mit vier Institutionen vertreten, werde eine koordinierende Rolle beim Einsatz von BIM übernehmen, sagte Staatssekretärin Bohle: „Wir haben hier ein paar große Institutionen, die probieren was aus, und die Ergebnisse stellen sie allen zur Verfügung
.“