Bundesbank rechnet mit steigender Wirtschaftsleistung
Die deutsche Wirtschaftsleistung könnte im zweiten Quartal 2021 wieder deutlich zulegen, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. „Sobald die Corona-Schutzmaßnahmen nach und nach gelockert werden, sollte die Aktivität in den davon betroffenen Dienstleistungsbereichen wieder erheblich zunehmen.“
Die Industrie profitiere von einer starken Nachfrage, auch wenn die Produktion in nächster Zeit noch von Engpässen bei Vorprodukten gebremst werden dürfte. Die Fachleute gehen davon aus, dass sich auch der private Verbrauch im zweiten Quartal 2021 teilweise von dem außerordentlichen Rückgang erholt. Ergebnisse des Bundesbank-Online Panels für private Haushalte aus dem März 2021 deuten darauf hin, dass Verbraucherinnen und Verbraucher zuvor verschlossene Konsummöglichkeiten nutzen, sobald sich diese wieder eröffnen. „Wie auch im Sommerquartal 2020 dürfte sich der private Konsum also schnell erholen, sobald die Einschränkungen breitflächig und nachhaltig zurückgenommen werden“
, so die Bundesbank. Während der Corona-Zeit unfreiwillig angehäufte Ersparnisse dürften mittelfristig teilweise abgebaut werden und den privaten Konsum dann zusätzlich anheizen.
Die Geschäftserwartungen übertrafen im April gemäß den Umfragen des ifo Instituts in nahezu allen Sektoren den Durchschnitt der Wintermonate. Bei schnellen Fortschritten in der Impfkampagne könnte das BIP im dritten Vierteljahr stark zulegen und sein Vorkrisenniveau bereits im Herbst wieder überschreiten“, schreiben die Fachleute der Bundesbank.
Kräftiger Rückschlag für die Wirtschaft im ersten Quartal
Im ersten Vierteljahr 2021 ging die Wirtschaftsleistung in Deutschland kräftig zurück, heißt es im Monatsbericht. Laut Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes habe sich das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 1,7 Prozent verringert. „Damit unterschritt die Wirtschaftsaktivität den Vorkrisenstand des vierten Quartals 2019 wieder um fast 5 Prozent“
, schreibt die Bundesbank. Zurückzuführen sei der kräftige Rückschlag vor allem auf die strikteren und länger andauernden Corona-Schutzmaßnahmen. Insbesondere einige Dienstleistungsbranchen seien stark betroffen gewesen. Aber auch die Produktion in der Industrie habe trotz weiter gestiegener Nachfrage stagniert. Hier sei es zu Engpässen bei Vorprodukten gekommen. Im Baugewerbe sei die Produktion sogar zurückgegangen, dabei hätten auch die zu Jahresbeginn wieder angehobenen Mehrwertsteuersätze und die ungünstige Witterung im Januar und Februar eine Rolle gespielt.
Privater Konsum litt erheblich unter zweiter Welle
Der private Konsum ging im Winterquartal wohl kräftig zurück, so die Expertinnen und Experten. Die nochmals strikteren und länger andauernden Corona-Schutzmaßnahmen hätten insbesondere im Gastgewerbe zu starken Umsatzeinbußen geführt. Auch der stationäre Einzelhandel sei trotz erster Lockerungen im März erheblich von den Maßnahmen betroffen gewesen. Der Umsatz mit Textilien, Bekleidung und Schuhen sei gegenüber dem Vorquartal drastisch zurückgegangen und auch die Verkäufe von Möbeln, Haushaltsgeräten, Baubedarf sowie Geräten der Informations- und Kommunikationstechnik seien eingebrochen. Dagegen hätten der Lebensmittelhandel sowie der Internet- und Versandhandel ein kräftiges Umsatzplus zu verbuchen gehabt. Zudem konnten laut Bundesbank die deutschen Unternehmen weiter von einer dynamischen Auslandsnachfrage profitieren und ihre Exporte deutlich steigern.
Verbraucherpreise steigen weiter
Die Verbraucherpreise gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) sind laut Bundesbank zu Jahresbeginn außergewöhnlich kräftig angezogen. Gründe hierfür sehen die Expertinnen und Experten vor allem in der Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung zum 1. Januar, aber auch in den Maßnahmen des Klimapakets sowie den gestiegenen Ölpreisen. Im April habe sich die Teuerungsrate leicht weiter auf 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht, nach 2,0 Prozent im März. In den kommenden Monaten erwartet die Bundesbank eine langsam weiter steigende Teuerungsrate, die Ende des Jahres aufgrund von Sondereffekten vorübergehend die 4-Prozent-Marke übertreffen könnte. Zu Beginn des nächsten Jahres sollte dann eine merkliche Normalisierung einsetzen.
Kurzarbeit bis Februar kräftig gestiegen
Dem Bericht zufolge reagierte der Arbeitsmarkt robust auf die im Winterquartal anhaltenden Eindämmungsmaßnahmen. „Sowohl Beschäftigung als auch Arbeitslosigkeit hielten nahezu den Stand vom Herbst vergangenen Jahres“
, so die Fachleute. Die rückläufige Wirtschaftsaktivität hätte durch die kräftig gestiegene Kurzarbeit abgefangen werden können. Gemäß erster Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) erhielt im Februar nahezu jeder zehnte sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (3,27 Millionen) konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Gegenüber dem Tiefstand nach der Erholung im Oktober 2020 nahm die Zahl der Betroffenen damit wieder um mehr als drei Fünftel zu. Noch kräftiger habe sich das durch Kurzarbeit ausgefallene Arbeitsvolumen erhöht (+164 Prozent). Denn auch die durchschnittlich ausgefallene Arbeitszeit jedes Kurzarbeiters sei stark gestiegen. Dies sei auf die Schließungen im Handel, dem Gastgewerbe und den sonstigen Dienstleistungen einschließlich der Bereiche Kunst, Unterhaltung und Erholung zurückzuführen.