Bundesbank-IAW-Lecture in Tübingen
Francesco Giavazzi, Wirtschaftsprofessor an der Bocconi Universität in Mailand, stellte bei der diesjährigen Bundesbank-IAW-Lecture seine Studie zu Wachstumseffekten von staatlichen Sparprogrammen vor. Wie groß der Einfluss auf das Wirtschaftswachstum sei, hinge davon ab, welche Instrumente gewählt würden, um die Situation der öffentlichen Haushalte in einem Land zu verbessern. "Steuererhöhungen wirken sich viel stärker negativ auf das Wirtschaftswachstum aus als Kürzungen auf der Ausgabenseite
", so Giavazzi.
Basierend auf einer IWF-Studie für die Jahre 1978 bis 2009 untersuchte Giavazzi im Zeitraum 2009 bis 2013 die Sparprogramme der Finanzpolitik in 16 OECD-Ländern. Dabei ging er insbesondere der Frage nach, wie Steuererhöhungen und Kürzungen der Staatsausgaben kurzfristig die wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen. "Die Ergebnisse zeigen, dass Steuererhöhungen sich negativ auf das Bruttoinlandsprodukt niederschlagen
", erklärte der Wirtschaftswissenschaftler. Dabei würde die Anhebung von indirekten Steuern, wie beispielsweise der Mehrwertsteuer, größere Verluste bewirken als die Erhöhung direkter Steuern. Kürzungen von Staatsausgaben zeigten dagegen keinen wesentlichen Effekt. Das gelte sowohl für Transferzahlungen als auch für Einschränkungen bei staatlichen Investitionen und Konsum, sagte Giavazzi in Tübingen. Dass Regierungen bei ihren Konsolidierungsbemühungen in der Praxis dennoch häufiger auf Steuererhöhungen zurückgriffen, sieht Giavazzi im Wesentlichen durch höheren politischen Druck bei Ausgabenkürzungen begründet. Steuererhöhungen würden in der Regel besser akzeptiert.
Bereits zum dritten Mal hatten die Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank gemeinsam mit dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) in Tübingen zur Bundesbank-IAW-Lecture eingeladen. Nach dem belgischen Wirtschaftswissenschaftler Paul de Grauwe und dem britischen Wirtschaftshistoriker Harold James war Francesco Giavazzi der dritte international renommierte Gastredner in der Veranstaltungsreihe.