Buch: Investoren sollten vorsichtig sein

Claudia Buch während eines Gesprächs ©Alexandra Lechner
Bundesbank-Vizepräsident Claudia Buch hat Investoren davor gewarnt, das gegenwärtige Umfeld niedriger Zinsen und steigender Preise von Vermögenswerten in die Zukunft fortzuschreiben. "Wenn die Zinsen wieder steigen, könnten viele Finanzierungsmodelle ins Wanken geraten", sagte Buch in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Die bereits seit Längerem niedrigen Renditen würden die zugrunde liegenden Risiken nicht mehr ausreichend reflektieren. Vermögenswerte wie Aktien oder Anleihen hätten stark an Wert gewonnen – der Wert von Kreditsicherheiten werde damit überschätzt, so Buch. Dies gelte auch für Immobilien.

Eine akute Gefahr am deutschen Immobilienmarkt sieht Buch derzeit aber nicht: "Die Banken reichen zwar mehr Kredite aus als früher, aber der Anstieg ist nicht außergewöhnlich stark." Entscheidend sei, wie stark  der Anstieg der Immobilienpreise durch eine stärkere Kreditvergabe getrieben werde und wie solide diese Finanzierungen seien. Das Vertrauen auf weiterhin niedrige Zinsen und steigende Preise könne dazu führen, dass die Standards der Kreditvergabe gesenkt würden.

Überbewertungen in einigen Metropolen

Mit Blick auf die Preisentwicklung für Wohnimmobilien sagte Buch, dass es große regionale Unterschiede gebe. "Nach unseren Berechnungen haben wir es in einigen Metropolen mit Überbewertungen in der Größenordnung von 10 bis 20 Prozent zu tun", sagte die Vizepräsidentin. Diese Modellrechnungen würden die Entwicklung der Einkommen, der Bevölkerung oder des Zinsniveaus einbeziehen und daraus ein Preisniveau ableiten. Wenn es eine starke Nachfrage nach Wohnraum in den Städten gebe und das Zinsniveau niedrig sei, dann seien höhere Preise eine normale Marktreaktion. "Wir sprechen erst von einer Überbewertung, wenn der Preisanstieg darüber hinausgeht", sagte Buch.

Wichtig sei, wie eine Immobilie finanziert werde. "Wenn der Anteil an Eigenkapital hoch ist, dann können mögliche Wertverluste abgefedert werden", so die Bundesbank-Vizepräsidentin. Die Gefahr, dass es zu Ansteckungseffekten im Finanzsystem kommt, sei dann geringer. "Wenn Immobilien sehr stark über Kredite finanziert werden und ein Immobilienboom endet, drohen bei Banken Kreditausfälle", sagte Buch. Dies könne die Wirtschaft ganz erheblich belasten, da Banken dann weniger neue Kredite vergeben könnten. Ein stabiles Finanzsystem diene also der Allgemeinheit.

Mindeststandards für die Vergabe von Krediten für Wohnimmobilien 

Buch sprach sich dafür aus, mit einer gesetzlichen Regelung der Finanzaufsicht die Möglichkeit zu geben, Banken im Fall einer drohenden Immobilienblase zu einer Verschärfung der Darlehensstandards zu zwingen. "Dann sollten Mindeststandards für die Vergabe von Krediten für Wohnimmobilien gesetzt werden können", sagte Buch. Dies sei aber eine präventive Maßnahme: "Wir sollten vorbereitet sein", sagte die Bundesbank-Vizepräsidentin. Es gehe jedoch nicht darum, die Instrumente jetzt schon zu aktivieren.