BIZ-Jahreswirtschaftsbericht: Hohe Inflation erfordert schnelle und entschlossene Reaktionen von Zentralbanken
Die Weltwirtschaft könnte in eine neue Phase hoher Inflationsraten geraten, warnt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem aktuellen Jahreswirtschaftsbericht. Anhaltende Störungen durch die Corona-Pandemie, den Krieg in der Ukraine, stark steigende Rohstoffpreise und Verwundbarkeiten des Finanzsystems trübten zudem die wirtschaftlichen Aussichten und sorgten für die Gefahr einer Stagflation. „Entscheidend ist, dass die Notenbanken schnell und entschlossen handeln, bevor sich die Inflation verfestigt“
, so Agustín Carstens, Generaldirektor der BIZ. „Denn wenn dies geschieht, wird es umso teurer, die Inflation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Der langfristige Nutzen, der sich durch die Wahrung von Stabilität für die privaten Haushalte und Unternehmen ergibt, wird etwaige kurzfristige Kosten überwiegen.“
Vorrang für niedrige und stabile Inflationsraten
Laut dem Bericht sollte es für die Notenbank Vorrang haben, niedrige und stabile Inflationsraten wiederherzustellen. Dabei sollten sie bemüht sein, die Rückschläge für die Wirtschaft möglichst gering zu halten und die Stabilität des Finanzsystems zu sichern. Eine solche sanfte Landung zu erreichen, sei in der Vergangenheit immer schwierig gewesen und die gegenwärtigen Ausgangsbedingungen machten dies zu einer Herausforderung, so die BIZ.
Dennoch zeigt sich die BIZ alles in allem optimistisch, dass sich die Stagflation der 1970er Jahre nicht wiederholen wird. Sie führt dies unter anderem darauf zurück, dass die Geldpolitik inzwischen besser auf solche Situationen reagieren kann. Zudem sei die Abhängigkeit der Volkswirtschaften von fossilen Energieträgern geringer als damals. Gleichzeitig warnt die BIZ vor den Gefahren, die von der hohen privaten und öffentlichen Verschuldung sowie von einer möglichen Korrektur überbewerteter Vermögenspreise – etwa von Aktien und Immobilien – ausgehen können.
Borio unterstreicht Bedeutung von Reformen
„Die kurzfristige Herausforderung, für eine niedrige Inflation zu sorgen, steht neben der seit langem bestehenden Herausforderung, künftige Sicherheitsmargen in der makroökonomischen Politik wiederzugewinnen"
, erklärte zudem Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ. „Der Druck auf die Finanzpolitik nimmt zu. Dies erschwert die Aufgabe der Geldpolitik und unterstreicht die Bedeutung von Reformen zur Unterstützung des langfristigen Wachstums."
Digitalgeld der Zukunft beruht auf dem Vertrauen in Zentralbanken
Der Bericht analysiert auch die Anforderungen des digitalen Zeitalters für das Finanzsystem und plädiert für die Einführung von digitalem Zentralbankgeld. Ein solches System „könnte Innovation mit wesentlichen Eigenschaften wie Sicherheit, Stabilität, Rechenschaftspflicht, Offenheit und Effizienz verbinden“
, schreibt die BIZ. Es müsse daher auf der Grundlage des Vertrauens in die Zentralbanken und einer digitalen Version von Staatswährungen basieren. Laut BIZ ist der Aufbau des digitalen Finanzsystems eine gemeinsame Aufgabe. Dabei sehen die Fachleute die Rolle des privaten Sektors darin, effiziente Bezahlungsmöglichkeiten und kundenorientierte Angebote wie etwa die Tokenisierung von Finanzinstrumenten zu entwickeln.
Weiterführende Informationen
in englischer Sprache