Bits & Bargeld in Heidelberg: Wahlfreiheit beim Bezahlen muss bleiben
Bargeld, Zahlungsverkehr, digitaler Euro – um diese Themen ging es bei Bits & Bargeld in Heidelberg. Zum Auftakt dieser neuen Veranstaltungsreihe der Bundesbank diskutierten Bundesbankvorstand Burkhard Balz, der Finanzminister des Landes Baden-Württemberg Danyal Bayaz, und der Geschäftsführer des Ressorts Finanzen und Controlling sowie stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung von dm-drogerie markt, Martin Dallmeier. Moderatorin Sissi Hajtmanek führte durch die Veranstaltung.
In Dialog treten
Hajtmanek stieg mit einer persönlichen Anekdote über eine Diskussion im Familienkreis um das Thema Bezahlen in den Abend ein. Bezahlen sei vielfältig geworden, habe sich dabei gezeigt, so Hajtmanek. Konsens des Austauschs sei gewesen, dass alle Wahlfreiheit haben wollten. Auch die Jüngeren wollten das Bargeld nicht abschaffen. „Die Wahlfreiheit muss erhalten bleiben“, bekräftigte Bundesbankvorstand Balz, der angab, selbst immer eine kleine Bargeldreserve mitzunehmen. Die Welt sei in Bewegung, gerade auch beim Thema Bezahlen. Es sei daher umso wichtiger, mit den Bürgerinnen und Bürgern in einen Dialog zu treten, so Balz. „Ich bin absolut digital unterwegs und bezahle in der Regel mit dem Handy“, sagte Danyal Bayaz. Umfragen zufolge ist es für mehr als 60 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher im Euroraum wichtig oder sehr wichtig, auch in Zukunft mit Bargeld zahlen zu können. Im Durchschnitt haben Privatpersonen in Deutschland 100 Euro im Portemonnaie.
Rundungsregel ist pragmatisch
Alles ist gut, was den Menschen nützt und wodurch der Zugang zu Bargeld allen erhalten bleibt
, so Balz.
Europa muss sich unabhängiger machen
Ein weiteres Thema des Abends war der unbare Zahlungsverkehr und vor allem die Unabhängigkeit Europas hierbei. Bayaz begrüßte, dass die Notwendigkeit einer eigenen Infrastruktur nun gesehen werde: Hier sei der Groschen buchstäblich gefallen
.“ Bei einer kritischen Infrastruktur wie dem Zahlungsverkehr gehe es auch um Resilienz und Souveränität. Europa muss sich unabhängiger machen
, forderte auch Balz. So würden derzeit knapp zwei von drei Kartenzahlungen in Europa über nicht-europäische Anbieter abgewickelt, wodurch viele Gelder als Transaktionsgebühren vor allem in die USA abfließen.Mit Wero sei man jedoch auf einem guten Weg. Wero ist ein digitales Bezahlverfahren Made in Europe
, das europäische Banken im Sommer letzten Jahres gestartet haben. Es funktioniert beim Senden von Geld an andere Personen und wird bald auch für das Bezahlen im E-Commerce und im Laden verfügbar sein. In Deutschland ist Wero bereits für Kundinnen und Kunden von Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken und der Postbank verfügbar.
Digitaler Euro ist ein Zwilling des Bargelds
Zum Abschluss der Diskussionsrunde ging es um den digitalen Euro. Dieser sei ein Zwilling des Bargelds
, sagte Balz. Das Bargeld solle nicht abgeschafft, sondern um diese digitale Variante ergänzt werden. Das Projekt befinde sich derzeit in der Vorbereitungsphase. Ich bin ein Befürworter des digitalen Euro
, so Bayaz. Er müsse aber auch einen wahrnehmbaren Vorteil bieten. Die Bewährungsprobe wird sein, ob er von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen wird
.“ Bürgerinnen und Bürger sollen mit dem digitalen Euro überall und jederzeit im gesamten Euroraum sowohl online als auch offline bezahlen können. Er soll im Ladengeschäft, im Online-Handel und auch zwischen Personen einsetzbar sein. Zusätzlich würde ein digitaler Euro unsere europäische Autonomie und Resilienz in Zeiten geopolitischer Spannungen stärken, da das Eurosystem die Infrastruktur des digitalen Euros selbst aufbaut und betreibt.
Wie sieht die Akzeptanz des digitalen Euro in anderen Ländern aus?
; wird der digitale Euro verzinst werden?
und worüber nutze ich den digitalen Euro?
Diese und viele weitere Fragen beschäftigten die Gäste. Noch gebe es nicht in allen Ländern des Euroraums repräsentative Umfragen, sagte Balz. Der digitale Euro werde nicht verzinst – auch auf Bargeld gebe es ja keine Zinsen. Wie der digitale Euro künftig genutzt werden kann, sei noch nicht abschließend geklärt, so Balz. Er persönlich würde es bevorzugen, wenn er entweder über eine App des Eurosystems oder die der Geschäftsbanken funktionieren würde. Die Menschen nutzten die Apps ihrer Banken ohnehin schon.