25 Jahre deutsch-deutsche Währungsunion
Der 1. Juli 1990 ist ein historisches Datum: Damals warteten viele Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in langen Schlangen vor den Banken auf die Auszahlung ihrer ersten D-Mark Scheine. In der Nacht zuvor waren die rund 24,7 Millionen Konten der etwa 16 Millionen Menschen in der damaligen DDR auf D-Mark umgestellt worden. Viele konnten es kaum erwarten, das neue Geld in den Händen zu halten. Um den großen Andrang zu bewältigen, dienten neben den Banken auch Bürgermeisterämter und sogar Schulen als Auszahlungsstellen. Mit der neuen Währung kauften die Menschen Malereimer, Farben, Schuhe und Gebrauchtwagen. Diese Waren hatten fliegende Händler bereits in den Tagen vor der Umstellung in das vormals kommunistische Land gebracht, wo sie sie nun zum Verkauf anboten. Auch Fernreisen waren sehr begehrt bei den Ostdeutschen.
Für die Menschen in der DDR bedeutete der 1. Juli 1990 einen Meilenstein auf dem Weg in eine neue politische Ära. Denn die Währungsumstellung in der DDR war nach dem Fall der Berliner Mauer ein entscheidender Schritt hin zur deutschen Einheit. Sie brachte nicht nur die D-Mark, sondern auch das Modell der Sozialen Marktwirtschaft in die DDR.
Patenschaften zwischen Ost und West
Bei der Umsetzung der Währungsunion kam der Deutschen Bundesbank eine entscheidende Rolle zu. Zum einen war sie an den politischen Verhandlungen über die Modalitäten der deutsch-deutschen Wirtschafts- und Währungsunion beteiligt, die von einer Kommission aus Vertretern der Bundesrepublik und der DDR vorbereitet wurden. Als gesamtdeutsche Notenbank war sie zudem dafür zuständig, die DDR mit D-Mark zu versorgen. Und das musste schnell gehen: Am 6. Februar 1990 kündigte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl an, der DDR eine Währungsunion anzubieten. Am 18. Mai unterschrieben Theo Waigel, damaliger Finanzminister der Bundesrepublik, und Walter Romberg, Minister der Finanzen der DDR, den Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen den beiden Staaten. Am 1. Juli 1990 trat dieser in Kraft und machte die D-Mark zum offiziellen Zahlungsmittel in der DDR.
Per Flugzeug in die DDR
Die Mitarbeiter der Bundesbank brachten deshalb vor dem 1. Juli in Rekordzeit rund 440 Millionen Scheine und 102 Millionen Münzen in den Osten Deutschlands. Um das Bargeld vor Ort zu verteilen, richtete die Bundesbank 15 neue Filialen mit Büros, Kassen- und Tresorräumen ein und gründete eine sogenannte "Vorläufige Verwaltungsstelle" in Ostberlin. Dabei meisterten die Mitarbeiter der Bundesbank und die Mitarbeiter der damaligen DDR-Staatsbank, die den Aufbau vor Ort unterstützten, zusammen alle Herausforderungen: Sie vereinheitlichten die nicht kompatiblen Buchungssysteme im unbaren Zahlungsverkehr beider Länder, organisierten Polizeischutz für die Geldtransporter über die innerdeutschen Grenzen hinweg und transportieren die D-Mark zur Not sogar per Flugzeug – nicht alle Straßen in der DDR waren für die schweren Transportfahrzeuge geeignet. Die Deutsche Mark, das gemeinsame Geld im Westen und Osten Deutschlands, wurde zu einem Symbol der deutschen Einheit. Am 3. Oktober 1990 trat die DDR der Bundesrepublik Deutschland bei. Die deutsche Teilung war beendet.