Rede von Bundesbankvorstandsmitglied Michael Theurer anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse des LSI-Stresstests
Es gilt das gesprochene Wort.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
auch ich heiße Sie herzlich willkommen zur Pressekonferenz zum LSI-Stresstest 2024!
1 Einordnung
Vor zwei Jahren haben wir über steigende Energiekosten, hohe Inflationszahlen, die sich eintrübende Stimmung in der Wirtschaft sowie eine möglicherweise bevorstehende Rezession gesprochen. Seitdem hat sich einiges getan. Die Energiekosten haben sich von ihren Höchstständen verabschiedet. Die Inflation ist deutlich gesunken und liegt aktuell wieder nahe ihres Zielwerts. Mit der erfolgten Zinswende ging auch eine gewisse Normalisierung des Bankgeschäftes einher, deren Begleiterscheinungen bei den Instituten bereits weitgehend eingepreist sind. Dazu zählten u. a. das Abschmelzen bestehender Bewertungsreserven und in vielen Fällen sogar der Aufbau von stillen Lasten im Anlagevermögen. Gleichzeitig tun sich die Banken inzwischen grundsätzlich wieder leichter, mit ihrem Kerngeschäft – der Kreditvergabe – Geld zu verdienen; dies gilt insbesondere für die kleineren Institute. Der gestiegene Zinsertrag kommt auch dadurch zustande, dass Banken die höheren Zinsen nicht voll an ihre Einleger weitergegeben haben. All dies konnte zwar die Zinsüberschüsse steigern, diese Effekte dürfen jedoch nicht in die Zukunft fortgeschrieben werden.
Was sich aber gegenüber der Situation im Herbst 2022 nicht wirklich geändert hat, ist die schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer Schwächephase, und es gelingt ihr bislang nicht, sich daraus zu befreien. Auch im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Wachstumsdynamik weit hinten. Nicht zuletzt deshalb schwächelt auch die Kreditnachfrage in Deutschland insgesamt. Von der privaten Nachfrageseite fehlen ebenso Impulse. Wie befürchtet, hat auch das Niveau der Insolvenzen über die letzten zwei Jahre hinweg spürbar zugelegt, wenn auch von einem historisch niedrigen Niveau aus. So ist beispielsweise die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 um knapp ein Viertel gestiegen, und auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen wuchs im selben Zeitraum um fast 7 Prozent.[1] Gerade bei Gewerbeimmobilien haben wir in jüngster Zeit einige Verwerfungen gesehen. Diese Informationen helfen uns, genauer zu verstehen, wo der Schuh bei den Banken am stärksten drückt.
Sie sehen also, dass wir uns aktuell in einer sehr herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Situation befinden, die auch an den Banken nicht spurlos vorbeigehen wird. Umso wichtiger ist es daher, frühzeitig abzuschätzen, was passieren würde, wenn diese angespannte Lage in ein Extremszenario umschlägt – wie wir es etwa mit unserem Stresstest simulieren. Lassen Sie mich diese Aussage mit einem Appell an die Bankenbranche verbinden: Rechnen Sie neben den aufsichtlich geforderten Stressszenarien auch andere Extremvarianten und deren Folgewirkungen für Ihr Institut durch. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass derartige Übungen mit sehr viel Aufwand für die Mitarbeitenden der Banken verbunden sind. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass diese personelle wie finanzielle Zusatzbelastung ein lohnendes Investment ist. Denn es versetzt Sie in die Lage, frühzeitig handeln und somit zumindest die schwersten Folgen eines drohenden Schocks abmildern zu können. Sie wechseln somit – bildlich gesprochen – vom Beifahrer- auf den Fahrersitz. Und gestatten Sie mir noch eine Bemerkung: Ich weiß, was dieser Appell auch an Belastung bedeutet, denn die Vorbereitung und Durchführung einer solchen Stresstestübung ist auch für uns in der Bundesbank eine nicht zu unterschätzende Ressourcenbelastung.
Auch wenn Zinserhöhungen im Augenblick kein Thema sind, darf nicht vergessen werden, dass sich geopolitische Krisen schnell zuspitzen könnten. Eine solche Entwicklung auf internationaler Ebene kann auch die deutsche Wirtschaft – etwa aufgrund von unterbrochenen Lieferketten – erneut beeinträchtigen. Insoweit ist es auch nach wie vor für Banken und Sparkassen sinnvoll, verschiedene Zinsszenarien zu rechnen und die Ergebnisse – insbesondere mit Blick auf die eigene Rentabilität – kontinuierlich auf den Prüfstand zu stellen. Im diesjährigen Stresstest wurde ein (deutliches) Zinsanstiegsszenario unterstellt. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass das ökonomische Stresstest-Szenario einem Jahrhundertereignis entsprechen und dementsprechend „advers“ sein soll. Die momentan vorherrschende Erwartungshaltung tendenziell sinkender Zinsen spielt für uns keine Rolle, da wir eben gerade nicht die Belastungen im „Normalfall“, sondern die in einem extremen wirtschaftlichen Umfeld ermitteln wollen. Nur so können wir sicherstellen, dass sich Kettenreaktionen – wie wir sie etwa in der globalen Finanzkrise gesehen haben – nicht wiederholen.
Ohne den Ausführungen von Herrn Röseler vorweggreifen zu wollen, möchte ich an dieser Stelle bereits festhalten, dass die Banken und Sparkassen im Aggregat solide aufgestellt und kapitalisiert sind und somit dem spürbar härteren Szenario gut trotzen.
Die aufsichtliche Erhebung besteht wie gewohnt aus zwei Bausteinen. Im Umfrageteil betrachten wir zunächst die Plan- und Prognosedaten der Kreditinstitute sowie die Auswirkungen von fünf durch uns vorgegebenen Zinsszenarien für den Zeitraum von 2024 bis 2028. Den zweiten Teil der Übung bildet dann der eigentliche Stresstest. Auf Grundlage eines von der Europäischen Zentralbank für den Euroraum einheitlich bereitgestellten Stressszenarios werden extreme Marktverwerfungen simuliert. Auf die Stresstestergebnisse wird Herr Röseler im Anschluss genauer eingehen.
2 Ergebnisse der Umfrage im Überblick
Mithilfe des ersten Teils der Übung, der Umfrage zur Ergebnislage und Risikosituation, erhalten wir zusätzliche Informationen für unsere Aufsichtsarbeit (Folie 5). Dazu zählen insbesondere die bankinternen Planungen hinsichtlich deren Rentabilität sowie Widerstandsfähigkeit gegenüber potentiellen Zinsänderungen.
Die Ergebnisse des Umfrageteils sind für BaFin und Bundesbank sehr wichtig, um einen systematischen und vergleichbaren Eindruck von der Stimmung und Entwicklung im Markt zu bekommen, um die Risikoprofile der Institute besser bewerten zu können und um mehr Informationen für die Aufsichtsgespräche zu erhalten. Im quantitativen Teil zur Ertragslage der Banken schauen wir uns die internen Planungen und Prognosen der Institute bis ins Jahr 2028 an. Außerdem untersuchen wir, wie sich die Jahresergebnisse in fünf unterschiedlichen hypothetischen Zinsszenarien entwickeln würden. Neben diesem kennzahlbasierten Teil werden in einem Fragebogen zusätzlich qualitative Informationen zu aktuellen Fokusthemen erhoben.
Vorausschicken will ich ein paar Beobachtungen, um die Ergebnisse besser einzuordnen. Die Banken planen im Aggregat aktuell optimistisch mit hohen Zinsen: Wir sehen, dass die breite Mehrheit der Institute zum Zeitpunkt der Planung, also im Zeitraum bis Mai dieses Jahres, zwar einen leichten Rückgang erwartet hatte, dieser in der Realität jedoch etwas stärker ausfiel. Damit dürfte das Zinsergebnis mittelfristig etwas niedriger ausfallen als in den Planzahlen der Institute. Wie wir auf der nächsten Folie gleich noch sehen werden, hat dieser Umstand kurzfristig jedoch sehr wenig Einfluss auf die Rentabilität der Banken. Die Problematik schwelender geopolitischer Konflikte, die eskalieren und dann entsprechend auf die heimische Wirtschaft und damit auch auf das Geschäft der kleinen und mittelgroßen Institute durchschlagen könnten, liegt natürlich nicht im Verantwortungsbereich der Banken. Nichtsdestoweniger bedeuten diese Rahmenbedingungen und die einleitend schon skizzierte Schwächephase der deutschen Wirtschaft eine große Prognoseunsicherheit für die Institute.
Die Haupterkenntnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
Erstens, die Rentabilität der Banken befindet sich in der Erholungsphase: Die Institute gehen davon aus, dass ihre Gesamtkapitalrentabilität, also der Jahresüberschuss vor Steuern in Relation zur Bilanzsumme, über die kommenden fünf Jahre durchschnittlich von 0,45 Prozent auf 0,65 Prozent ansteigt. Im Vergleich dazu gingen die Planungen im Stresstest 2022 noch von einem deutlich geringeren Wachstum von 0,34 Prozent im Jahr 2021 auf 0,40 Prozent im Jahr 2026 aus. Dies ist eine durchaus positive Entwicklung für die Branche. Falls Sie dem kürzlich veröffentlichten Monatsbericht der Bundesbank für das Jahr 2023 für einzelne Bankengruppen eine (deutlich) höhere Gesamtkapitalrentabilität entnommen haben, dann ist das vor allem darauf zurückzuführen, dass der Ausweis in unserem Monatsbericht einer ökonomischen Betrachtung folgt, weshalb die Netto-Zuführungen zum Fonds für allgemeine Bankrisiken (also Reserven nach § 340g HGB) dem Jahresüberschuss dort wieder zugerechnet werden. Dies führt mich zu zwei positiven Botschaften: Erstens waren viele Banken und Sparkassen gemäß dieser ökonomischen Betrachtung im Jahr 2023 profitabler, als sie das in ihren Geschäftsberichten ausweisen. Darüber hinaus konnten sie ihre Kapitalbasis durch die Bildung von Reserven stärken.
Damit kommen wir zum zweiten Punkt: Die Banken sind nach wie vor bereit, in begrenztem Umfang zusätzliche Risiken einzugehen, um ihre Erträge zu steigern. So steigen die risikogewichteten Aktiva schneller als die Bilanzsummen – ein Trend, den wir bereits in den Planungen der vorangegangenen Stresstests beobachtet haben. Angesichts der soliden Risikotragfähigkeit der Institute ist diese Entwicklung aktuell nicht besorgniserregend, wir werden sie jedoch genau im Auge behalten.
Umso wichtiger ist schließlich drittens: Die Kapitalausstattung und die Risikovorsorge der Institute wachsen im Aggregat an. So planen Banken und Sparkassen für die aus aufsichtlicher Sicht wichtige harte Kernkapitalquote mit einem Anstieg von aktuell 18,2 Prozent auf 19,4 Prozent im Jahr 2028. Dieser leichte Anstieg ist vor dem Hintergrund des deutlichen Rückgangs, den wir in der vorangegangenen Erhebung gesehen haben, umso positiver zu werten. Damals gingen die Institute gemäß ihrer Planzahlen noch von einer Verschlechterung der harten Kernkapitalquote von 17,7 Prozent auf 16,9 Prozent (im Jahr 2026) aus. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese Aussage nicht für alle Institute der heterogenen deutschen Bankenlandschaft gilt – bei etwa einem Fünftel der Banken und Sparkassen sehen wir sinkende CET1-Quoten in den Planungen der Institute.
Wie sind diese Erkenntnisse nun zusammenfassend zu bewerten? Verglichen mit der Situation vor zwei Jahren hat sich die Lage der kleinen und mittelgroßen Kreditinstitute spürbar verbessert. Die Corona-Pandemie mit ihren Verwerfungen gehört ebenso der Vergangenheit an wie eine ausufernde Inflation. Zentrale Kenngrößen wie Rentabilität und Solvenz zeigen aktuell nach oben. Für die deutsche Bankenlandschaft als Ganzes ist dies ein erfreulicher Trend. Gleichwohl gilt dies natürlich nicht für jedes einzelne Institut. Die Schatten über der deutschen Wirtschaft werden uns auf absehbare Zeit begleiten und dürften das Gesamtbild verdunkeln. Insoweit muss man kein Prophet sein, um sagen zu können, dass wir auch aus diesem Grund in Zukunft weitere Fusionen von Banken erleben werden. Dazu passt das aktuelle Stimmungsbild der Institute, von denen im Umfrageteil der Erhebung mehr als die Hälfte angibt, sich eine Fusion vorstellen zu können oder sich bereits in einem Fusionsprozess zu befinden.
Lassen Sie uns nach dieser allgemeinen Einordnung nun gemeinsam genauer auf die konkreten Planungen der Institute für die kommenden fünf Jahre schauen.
3 Entwicklung der Gesamtkapitalrentabilität
Beginnen wir mit der Gesamtkapitalrentabilität – dies ist der Jahresüberschuss vor Steuern im Verhältnis zur Bilanzsumme (Folie 6).
Die Plandaten der Institute – dargestellt in den blauen Säulen – prognostizieren einen kontinuierlichen und deutlichen Anstieg der Rentabilität von 0,45 Prozent auf 0,65 Prozent. Ein Blick auf die parallel gerechneten hypothetischen Zinsszenarien, hier jeweils als Linien dargestellt, offenbart in diesem Zusammenhang interessante Einblicke.[2] Hierbei fällt auf, dass sich die Rentabilität sowohl im Szenario mit dem größten Zinsanstieg (+200 Bp.) als auch in jenem mit dem stärksten Rückgang (‑100 Bp.) deutlich nach oben bewegt. Dies lässt sich vor allem damit erklären, dass die bereits erfolgte Zinswende die Margen für die Banken entsprechend ausgeweitet hat. Diese haben sich die Banken gesichert, und deshalb kehrt auch ein Rückgang der Zinsen diese Entwicklung nicht um. Umgekehrt zeigt die Szenariorechnung aber auch, dass sich durch einen deutlichen Zinsanstieg die Rentabilität der Banken auf Fünfjahressicht in etwa verdoppeln würde. Angenommen wird hierbei eine statische Bilanz – also eine Bilanz, bei der auslaufendes Geschäft im gleichen Umfang zu dann aktuellen Konditionen ersetzt werden kann.[3]
4 Beiträge zur Gesamtkapitalrentabilität
Schauen wir noch einmal genauer auf die Plandaten der Banken und Sparkassen (Folie 7).
Wenig überraschend ist die Veränderung des Zinsergebnisses (+0,13 Pp.) der Haupttreiber für den Anstieg der Gesamtkapitalrentabilität. Daneben tragen aber auch die im Zeitablauf geringeren relativen Zuführungen zu den Reserven positiv zur Entwicklung der Rentabilität bei. An dieser Stelle sei klargestellt, dass die Banken keine Reserven auflösen, um ihr Ergebnis dadurch zu verbessern. Die Institute planen, bei steigender Bilanzsumme weniger Reserven als noch in 2023 zuzuführen, womit der Anteil des Reservenaufbaus an der Bilanzsumme zurückgeht. Ebenfalls hervorheben möchte ich den negativen Beitrag aus dem Verwaltungsaufwand. Dieser Einflussfaktor war in den vorangehenden Übungen stets positiv. Dies bedeutet übersetzt, dass die Institute mit relativen Einsparungen in diesem Bereich, bspw. durch Effizienzsteigerungen, geplant hatten. In der aktuellen Lage schlagen insbesondere erwartete Lohnkostensteigerungen auf diesen Ergebnisbestandteil durch.
Lassen Sie uns nun nach dem Blick auf die Rentabilität einen Blick auf die von den Banken und Sparkassen erwartete Entwicklung weiterer zentraler Solvenzkennzahlen werfen (Folie 8).
Entwicklung von Solvenzkennzahlen (5 Jahre)
Zum einen sehen wir die im Zeitverlauf leicht ansteigende sogenannte „RWA-Dichte“ (hellblaue Säulen). Diese setzt die risikogewichteten Aktiva eines Instituts in Relation zu deren Bilanzsumme. Der Anstieg dieser Größe von 51,5 Prozent auf 56,3 Prozent resultiert folglich aus dem überproportionalen Wachstum der RWA (orange Linie) gegenüber der Bilanzsumme (hellgrüne Linie) im Vergleich zum auf 100 normierten jeweiligen Ausgangswert. Die Banken und Sparkassen gehen also ein Stück weit „mehr ins Risiko“. Gleichzeitig verdeutlichen die in dunkelblauer Farbe gehaltenen Säulen, dass wiederum das harte Kernkapitel noch schneller wächst als die RWA. Somit verfügen die Institute über mehr Eigenkapital, das ihnen uneingeschränkt zur Deckung von Verlusten zur Verfügung steht und die höhere Risikonahme gewissermaßen wieder absichert.
Wie eingangs erwähnt, stellen wir in der Umfrage auch Fragen zu aktuellen Themen. Darum nun noch ein kurzer Blick auf die zwei Themenbereiche „Gewerbeimmobilien“ sowie „wirtschaftliche Herausforderungen“.
5 Fokusthema Gewerbeimmobilien
In den letzten zwei bis drei Jahren wurden im Immobiliensektor je nach Region z.T. spürbare Rückgänge bei den Marktwerten verzeichnet (Folie 9). Bei den Büroimmobilien ist diese Entwicklung – nicht zuletzt wegen der ausgeweiteten Homeoffice-Regelungen (die sich inzwischen auch bei Bundesbank und BaFin etabliert haben) oder einem wachsenden Anteil von „e-commerce“-Aktivitäten – noch deutlicher festzustellen. Aus diesem Grund haben wir die Banken nach deren Engagement in den verschiedenen Segmenten sowie ihrer Erwartungshaltung bezüglich der jeweiligen Preisentwicklung befragt.
Wie Sie der oberen Grafik entnehmen können, rechnet ein Großteil der Banken für dieses Jahr mit z.T. deutlich fallenden oder bestenfalls gleichbleibenden Preisen. Dabei werden insbesondere für den Büro- sowie den Handelsimmobilien-Sektor (die blauen Säulen ganz links) Korrekturen erwartet. Mit Blick auf die kommenden beiden Jahre ist in der unteren Grafik zwar eine gewisse Normalisierung zu erkennen, gerade für die beiden angesprochenen Teilsegmente ist aber auch der mittelfristige Ausblick eher gedämpft.
Neben den Gewerbeimmobilien haben wir auch die Preiserwartungen für den privaten Wohnungsmarkt abgefragt. Hierbei ist v.a. die unterschiedliche Einschätzung von sanierungs- und nicht sanierungsbedürftigen Immobilien hervorzuheben. Während die Perspektive bei den energetisch nicht sanierungsbedürftigen Immobilien deutlich nach oben zeigt, dürften Immobilien mit entsprechendem Nachholbedarf nach Meinung der Institute auch in Zukunft eher an Wert verlieren.
6 Aktuell größte Herausforderungen der Banken
Wie am Anfang erwähnt, ist das wirtschaftliche Umfeld, in dem Banken agieren, zurzeit sehr herausfordernd. Fragt man bei den Instituten konkret nach, wo der Schuh am meisten drückt, erhält man die auf der Folie aufgeführten Antworten (Folie 10).
Etwas überraschend werden das sich eintrübende wirtschaftliche Umfeld und die rückläufige Dynamik bei der Kreditvergabe nicht auf Platz 1, sondern erst auf Platz 3 genannt. Dies mag daran liegen, dass die Daten bereits im April bzw. Mai dieses Jahres abgefragt wurden und somit die jüngsten Konjunkturzahlen noch nicht enthalten sind. Gleichwohl hebt dies die zentrale Bedeutung der beiden von den Instituten genannten größten Herausforderungen noch einmal hervor. Mehr als drei Viertel der Institute gaben an, dass die Personalgewinnung aktuell eines der wesentlichen Probleme darstellt. Dieser Umstand dürfte sicherlich auch bei der Frage zukünftiger Fusionen eine Rolle spielen. Wie bereits erwähnt, gibt aktuell etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Institute hierzu an, dass sie sich eine Fusion vorstellen könnten oder sich bereits in einem Fusionsprozess befinden. Gleichzeitig dürfte die schwierige Personalgewinnung dazu beitragen, dass die Löhne und damit tendenziell auch die Personalkostenquote steigen werden.
Die verschärfte Konkurrenz um Einlagen geben 60 Prozent der Banken und Sparkassen als Herausforderung an. Trotz des wahrgenommenen Wettbewerbsdrucks war in der geldpolitischen Straffungsphase nur ein sehr verhaltener Anstieg der Verzinsung der volumenmäßig bedeutendsten täglich fälligen Einlagen zu beobachten. Sollten Banken und Sparkassen sich jedoch zukünftig aus Wettbewerbsgründen gezwungen sehen, die Zinsen für ihre Einleger zu erhöhen, so würde dies für die Institute eine entsprechende Verteuerung bei den Refinanzierungskosten bedeuten.
Wie Sie also sehen, haben wir durch den Umfrageteil der Erhebung wichtige Einblicke in die Planungen und Herausforderungen der kleinen und mittelgroßen Banken und Sparkassen gewonnen. Welche weiteren Erkenntnisse sich aus den Ergebnissen des Stresstests ziehen lassen, wird ihnen nun Herr Rösler erläutern.