Bargeld und Bytes - Wie wir in Zukunft bezahlen Rede anlässlich des festlichen Bürgermahls der Bürgerstiftung

Es gilt das gesprochene Wort.

1 Einleitung

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für die Einladung und die freundliche Begrüßung. Ich freue mich sehr, heute beim Festlichen Bürgermahl der Bürgerstiftung Schaumburg zu Gast zu sein.

Dass wir in diesem Jahr das 20-jährige Bestehen der Bürgerstiftung feiern[1], macht den heutigen Abend zu etwas ganz Besonderem. Angesichts des stetigen Wandels in unserer Gesellschaft sind 20 Jahre wahrlich eine lange Zeit. Um dies zu verdeutlichen, ein kleiner Rückblick ins Jahr 2004: Völlig überraschend wurde Griechenland unter dem legendären Otto Rehhagel Fußball-Europameister. Deutschland hingegen schied sang- und klanglos unter Bundestrainer Rudi Völler in der Vorrunde aus. Das große Fußballfest und „Sommermärchen“ folgte erst zwei Jahre später bei der Heim-WM 2006.

Bezahlt haben Sie damals das neue Fußball-Trikot oder den Einkauf fürs Grillfest damals übrigens mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Bargeld. Und damit bin ich beim Thema des heutigen Vortrags: „Bargeld und Bytes – Wie wir in Zukunft bezahlen“.

Natürlich gab es auch 2004 schon bargeldlose Zahlungsmittel. Vor allem die EC-Karte, heute „girocard“ genannt, war schon verbreitet. Aber die großen Discounter hatten beispielsweise gerade erst damit angefangen, diese auch an der Kasse zu akzeptieren. Im Alltag dominierte deshalb weiterhin das Bargeld. Die zunehmende Bedeutung des Internets und des E-Commerce sowie später dann auch des Smartphones im Alltag führten seit den 2010er Jahren zu einer zunehmenden Verbreitung digitaler Bezahlmethoden. Neben das Bargeld traten also immer mehr digitale Bezahlverfahren – also Geld in Form von Bits und Bytes.

2 Aktuelle Trends im Zahlungsverhalten

Seit 2008 beobachtet die Bundesbank das Zahlungsverhalten in Deutschland regelmäßig im Rahmen einer großen Studie. Damals wurden noch mehr als vier von fünf Zahlungen (82,5 %) im Alltag mit Bargeld beglichen. Im vergangenen Jahr waren es nur noch die Hälfte (51 %).[2] Betrachtet man anstatt der Anzahl der Zahlungen den gesamten Umsatz, der in der Studie erfasst wurde, so lag der Bargeldanteil sogar nur noch bei etwa einem Viertel (26 %).

Die aktuellste Ausgabe der Studie ist vor zwei Monaten erschienen. Hierfür wurden mehrere tausend Bürgerinnen und Bürger nach ihren Zahlungsgewohnheiten und -vorlieben befragt. Zusätzlich protokollierten sie ihre tatsächlichen Zahlungen in einem sogenannten Zahlungstagebuch über einen Zeitraum von drei Tagen.

Die Trends, die sich in unseren Studien zum Zahlungsverhalten zeigen, sind eindeutig: Während der Anteil der Barzahlungen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist, nimmt im Gegenzug die Nutzung bargeldloser Zahlungsmittel spürbar zu. Die Corona-Pandemie beschleunigte diese Entwicklung in den Jahren 2020 und 2021. Während der Pandemie änderten viele Menschen ihr Zahlungsverhalten. Unsere neuen Studienergebnisse zeigen, dass diese neuen Gewohnheiten auch nach dem Ende der Pandemie weiter fortbestehen.

Ich habe im Laufe des Abends bereits die eine oder den anderen bei einem schnellen Blick auf unseren liebsten Alltagsbegleiter – das Smartphone – beobachtet. Kaum vorstellbar: Während Smartphones im Jahre 2004 praktisch noch unbekannt waren, gibt es in Deutschland heute fast 67 Mio. solcher Geräte. Und so gehört auch das Bezahlen mit dem Smartphone inzwischen zum Alltag. Hinzu kommen natürlich weitere mobile Geräte wie Smartwatches, mit denen Sie ebenfalls an der Ladenkasse bezahlen können. In der Zahlungsverhaltensstudie zeigte sich zuletzt ein besonders starker Anstieg beim mobilen Bezahlen im Vergleich zur Vorgängerstudie 2021 – und zwar um 4 Prozentpunkte auf insgesamt 6 Prozent. Das entspricht einer Verdreifachung des Anteils, wenn auch natürlich noch auf niedrigem Niveau.

Besonders beliebt ist das mobile Bezahlen bei den Jüngeren. Bei den 18- bis 24-Jährigen stieg der Anteil auf 11 %, bei den 25- bis 34-Jährigen sogar auf 14 %. Doch auch bei den älteren Befragten werden mobile Zahlverfahren inzwischen deutlich häufiger genutzt. Das Bezahlen mit der Smartwatch ist ebenfalls immer häufiger zu beobachten – kein Wunder, denn viel bequemer geht es eigentlich nicht mehr. Nur noch die Uhr vor das Terminal halten und man hat bezahlt.

Aber natürlich ist und bleibt auch das Bargeld ein beliebtes Zahlungsmittel mit einer großen und treuen Fangemeinde. In unserer aktuellen Studie zum Zahlungsverhalten gaben mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass ihnen die Möglichkeit, Bargeld verwenden zu können, „wichtig“ oder „sehr wichtig“ sei.[3]

Zudem dient Bargeld nicht nur als Zahlungsmittel, sondern auch als Wertaufbewahrungsmittel. Und in dieser Funktion ist die Bedeutung von Bargeld ungebrochen. Denn trotz sinkender Bedeutung als Zahlungsmittel ist der Euro-Banknotenumlauf in Deutschland und im Eurosystem insgesamt seit Einführung des Euro-Bargelds 2002 nahezu kontinuierlich angestiegen.

Ein sprunghafter Anstieg der Nachfrage nach Banknoten war übrigens zu Beginn der Corona-Pandemie zu beobachten, als die Menschen begannen, neben anderen Gütern auch Bargeld zu horten. Bargeld gilt vielen Menschen als sicherer Hafen in stürmischen Zeiten. Darüber hinaus macht Bargeld unsere Zahlungslandschaft insgesamt widerstandsfähiger und krisenresistenter. Falls beispielsweise Terminals für elektronische Zahlungen einmal ausfallen sollten, ist es gut, mit dem Bargeld eine einfache und bequeme Alternative zur Hand zu haben.

Im Alltag können sich die Menschen in Deutschland an über 52.000 Geldausgabeautomaten mit frischen Banknoten versorgen.[4] Sie sind die mit Abstand am häufigsten genutzte Bezugsquelle für Bargeld. Der klassische Bankschalter hingegen spielt mittlerweile nur noch eine untergeordnete Rolle. Insgesamt ist der Zugang zu Bargeld in Deutschland auch im internationalen Vergleich sehr gut. 1,7 Kilometer müssen im Durchschnitt zurückgelegt werden, um zum nächsten Abhebeort zu gelangen.[5] Es ist aber kein Geheimnis, dass die Banken in jüngster Zeit vielerorts ihr Netz an Geldautomaten ausgedünnt haben. Die Bargeldversorgung gerade in dünner besiedelten Regionen wird schwieriger, auch wenn mittlerweile häufig ein Bargeldbezug im Handel möglich ist. Wir bei der Bundesbank arbeiten daran, den Zugang zu Bargeld auch in Zukunft sicherzustellen. Mehr dazu gleich.

3 Zukunft des Bezahlens

3.1 Bargeld

Denn nun blicken wir auf die Zukunft. Natürlich besitze auch ich keine Kristallkugel, aber manche Entwicklungen lassen sich heute schon erahnen, sowohl beim Bargeld als auch bei den digitalen Bezahlverfahren. 

Beginnen wir mit dem Bargeld. Wir in der Bundesbank wollten besser verstehen, welche Perspektiven das Bargeld mittel- und langfristig hat und vor welchen Herausforderungen es steht. Daher haben wir in Zusammenarbeit mit externen Zukunftsforschern Anfang dieses Jahres eine Studie zum Bargeld der Zukunft veröffentlicht.[6]

Der Zeithorizont der Analyse betrug – ausgehend vom Jahr 2022 – 15 Jahre, so dass wir die Welt im Jahr 2037 betrachten. Auf Basis umfassender Literaturrecherchen und Experteninterviews wurden drei Szenarien entworfen, die ausdrücklich nicht als Prognosen, sondern als mögliche Zukunftsbilder zu verstehen sind.

Das erste Szenario „Die hyperdigitale Bezahlwelt“ zeichnet das Bild einer insgesamt stark digitalisierten Welt, aus der das Bargeld weitgehend verschwunden ist. Bargeld spielt allenfalls noch als Wertaufbewahrungsmittel eine wichtige Rolle, nicht aber als Zahlungsmittel. Nur noch 15 % der Transaktionen werden mit Bargeld abgewickelt.

Das zweite Szenario „Die Bezahlwelt in der Bargeld-Renaissance“ geht davon aus, dass die Menschen auch in Zukunft Bargeld in größerem Umfang nutzen werden, wenn auch etwas seltener als heute. Der Grund dafür ist, dass sich die Menschen angesichts des gestiegenen Bewusstseins für Krisensituationen (Stichworte: Corona-Pandemie, Klimawandel, Ukraine-Krieg, Cyberattacken) und für den Datenschutz wieder auf die Vorteile von Bargeld besinnen. Die Renaissance des Bargeldes ist Teil eines Trends hin zu lokalem und nachhaltigem Einkaufen. Das Bezahlen mit Bargeld wird zum Statement für Einfachheit, Ausgabenkontrolle und Unabhängigkeit von externen Zahlungsdienstleistern.

Das dritte Szenario „Die verschwindende hybride Bezahlwelt“ entwirft die Vision einer Welt, in der es stark von den individuellen Lebensumständen und Einstellungen abhängt, ob und wie häufig mit Bargeld bezahlt wird. Innovationsfreudige Menschen nutzen verstärkt digitale Zahlungsmittel. Menschen mit traditionellen Wertvorstellungen oder Skepsis gegenüber digitalen Bezahllösungen bleiben dagegen dem Bargeld treu. Aber auch wenn Bargeld in Teilen der Bevölkerung weiterhin relativ häufig genutzt wird, kommt es in diesem Szenario zu einem deutlichen, wenn auch schleichenden Rückgang der Bargeldnutzung. Dies wird von der Bevölkerung überwiegend gleichmütig hingenommen.

In zwei der drei Szenarien (Szenario 1 und Szenario 3) kommt es zu einem deutlichen Rückgang der Bargeldverwendung. Dies hätte zur Folge, dass auch der Zugang zu Bargeld nicht mehr problemlos gewährleistet wäre. Einzelhändler würden Bargeld nicht mehr flächendeckend akzeptieren, weil die Wirtschaftlichkeit leiden würde, wenn nur noch wenige Menschen bar bezahlen möchten. Der Bundesbank und dem gesamten Eurosystem ist es jedoch wichtig, dass die Wahlfreiheit beim Bezahlen erhalten bleibt. Jeder und jede, die mit Bargeld bezahlen möchten, sollen dies auch in Zukunft problemlos tun können.

Wir nehmen die Zukunftsbilder daher als Mahnung und Ansporn, dafür zu sorgen, dass unsere Realität eine andere wird. Die Bundesbank bekennt sich deshalb klar weiter zum Bargeld. Das zeigt zum Beispiel das auf Initiative der Bundesbank gegründete „Nationale Bargeldforum“, das dem Bargeld auf politischer Ebene Gehör verschaffen und die verschiedenen Akteure der Bargeldwirtschaft besser vernetzen soll.

Im Eurosystem arbeiten wir zudem an einer neuen Euro-Banknotenserie, die perspektivisch die bisherige zweite Euro-Banknotenserie ablösen und noch sicherer und nachhaltiger sein soll. Darüber hinaus hat der Vorstand der Bundesbank kürzlich beschlossen, massiv in unser Filialnetz zu investieren und an vier Standorten neue Filialen zu errichten, in denen die Bargeldbearbeitung künftig noch moderner und effizienter erfolgen wird.[7]

3.2 Digitales Bezahlen

Meine Damen und Herren,

am Ende entscheidet natürlich der Markt, also jede Verbraucherin und jeder Verbraucher, wie bezahlt werden soll. In einer immer stärker digitalisierten Welt dürfte deshalb der Stellenwert des bargeldlosen Bezahlens steigen. Die Trends sind vielfältig: So erwarten wir, dass die Bedeutung des Bezahlens mit dem Smartphone weiter ansteigt. Gleichzeitig verlagert sich eine wachsende Zahl von Aktivitäten in die Online-Welt, sodass auch das Bezahlen im Internet längerfristig eine noch größere Rolle einnehmen wird. Und schließlich sehen wir Wachstumspotenzial beim Bezahlen über Grenzen hinweg: sei es beim Einkauf im E-Commerce, vor Ort im Urlaub oder beim Geldtransfer an Verwandte im Ausland.

Aber sowohl beim mobilen Bezahlen, beim Bezahlen im Internet als auch beim Bezahlen im Ausland verlassen wir uns oftmals auf außereuropäische Anbieter, meist aus den USA. So ist beispielsweise Apple Pay das in Deutschland weitverbreitetste mobile Bezahlverfahren. Zahlungen im Onlinehandel werden in Deutschland oft mit PayPal getätigt. Und auch beim Bezahlen im Ausland sind wir meist auf die großen internationalen Kartengesellschaften Visa und Mastercard angewiesen, denn die girocard funktioniert praktisch nur in Deutschland. Das schafft Abhängigkeiten und das in einem Bereich, der für mich ganz klar zur kritischen Infrastruktur gehört. Nicht die beste Voraussetzung angesichts einer stürmischer werdenden politischen Wetterlage. Hier brauchen wir mehr Europa!

Zwar gibt es in Europa erfolgreiche nationale Produkte, wie eben die beliebte „girocard“ in Deutschland, oder die App-basierte Bezahllösung „bizum“, die in Spanien sehr populär ist und für Zahlungen zwischen Personen, an Ärzte oder Handwerker oder in Restaurants genutzt wird. Es fehlt aber eine europaweite digitale Lösung, die auf europäischer Infrastruktur aufbaut.

Eine gute Basis für europäische Lösungen gibt es bereits: SEPA-Echtzeitüberweisungen, auch Instant Payments genannt. Unsere aktuelle Zahlungsverhaltensstudie zeigt, dass Instant Payments an Bedeutung gewinnen. Kein Wunder, denn die Vorteile liegen auf der Hand: Innerhalb von Sekunden ist das Geld auf dem Konto des Empfängers, und zwar im gesamten Euroraum. Die Abwicklung ist sicher und erfolgt über europäische Infrastrukturen.

Bestimmt haben viele von Ihnen bereits eine Echtzeitüberweisung im Online-Banking ausgelöst. Immer mehr Banken bieten sie sogar kostenlos an. Nach einer neuen Regulierung der Europäischen Kommission dürfen Instant Payments künftig übrigens nicht mehr teurer sein als herkömmliche Überweisungen.

Instant Payments können auch eine gute Grundlage für innovative Bezahlanwendungen sein. Dies macht sich auch die European Payments Initiative (EPI) zunutze. In dieser Initiative haben sich europäische Banken aus vier Ländern zusammengeschlossen, um unter dem Namen „wero“ ein neues mobiles Bezahlverfahren an den Markt zu bringen. Mit der digitalen „wero“-Wallet sind Zahlungen von "Person-zu-Person" (P2P) direkt, kostenlos und ohne Umweg über einen Drittanbieter möglich. Weitere Bezahlmöglichkeiten – für den E-Commerce, aber auch den stationären Handel – werden ab dem kommenden Jahr folgen.

Wir als Bundesbank machen uns gemeinsam mit den anderen Zentralbanken im Euroraum für europäische Lösungen im Zahlungsverkehr stark. Daher unterstützten wir auch EPI mit allem Nachdruck. EPI kann eine wertvolle europäische Alternative zu den Zahlungslösungen internationaler Kartensysteme, Apple, Google und Co. sein.

3.3 Digitaler Euro

Doch wir als Bundesbank und Eurosystem belassen es nicht bei der Unterstützung von europäischen Zahlungsanbietern. Vielmehr arbeiten wir im Euroraum an einer weiteren Säule unserer monetären Zukunft: Dem digitalen Euro.

Der digitale Euro soll Zentralbankgeld für die Allgemeinheit werden, so wie es das Bargeld heute schon ist, nur eben in digitaler Form, als Antwort auf die rasant fortschreitende Digitalisierung unserer Gesellschaft. Um den digitalen Euro analog zum Bargeld als grundsätzlich europaweit akzeptiertes Zahlungsmittel zu verankern, soll er wie das Bargeld gesetzliches Zahlungsmittel werden. So könnte er als „All in one“-Lösung für Zahlungen von Person zu Person, in Geschäften vor Ort, im Online-Handel und auch für den Zahlungsverkehr mit staatlichen Stellen genutzt werden – und das im gesamten Euroraum bei einem Höchstmaß an Privatsphäre für Nutzerinnen und Nutzer.

Zugleich würde ein digitaler Euro auch die Souveränität im europäischen Zahlungsverkehr weiter stärken: durch eine eigene Infrastruktur ohne Rückgriff auf außereuropäische Anbieter.

Lassen Sie mich an dieser Stelle aber betonen: Der digitale Euro stellt eine Ergänzung der bestehenden Zahlungsmöglichkeiten da. Weder soll er das Bargeld noch die die European Payment Initiative der privaten Kreditwirtschaft ersetzen oder verdrängen. Er soll sich zudem nahtlos in bestehende und zukünftige Zahlungslösungen wie die Wero-App von EPI integrieren lassen und könnte so Synergien heben – im Sinne einer Public-Private-Partnership.

Aber: Gut Ding will Weile haben. Der digitale Euro befindet sich seit Oktober 2023 in der Vorbereitungsphase, nachdem wir zuvor die potenziellen Anwendungsfälle, die Funktionalitäten und die Eckpunkte der Zusammenarbeit mit den Zahlungsdienstleistern festgelegt hatten.

In der aktuellen Vorbereitungsphase, die auf 24 Monate angesetzt ist, konzentrieren wir uns zum einen auf die Fertigstellung eines einheitlichen, standardisierten Regelwerks für den digitalen Euro und die Auswahl europäischer Dienstleister für die zugrundeliegende Infrastruktur. Zum anderen experimentieren wir derzeit mit neuesten Technologien, um einen digitalen Euro zu entwickeln, der den Anforderungen des Eurosystems und den Bedürfnissen der Nutzer gerecht wird. Denn der digitale Euro soll uns Bürgerinnen und Bürgern – voraussichtlich ab dem Jahr 2028 – einen signifikanten Mehrwert bieten.

Gleichzeitig sind wir als Bundesbank und Eurosystem bestrebt, alle Beteiligten, vom Konsumenten über den Handel bis zu den Banken, in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Darüber hinaus geht es bei einem Projekt mit so großer gesellschaftlicher Reichweite wie dem digitalen Euro nicht ohne einen gesetzlichen Rahmen.

4 Fazit und Ausblick

Deshalb ist gegenwärtig auch die Politik am Zug. Die EU-Kommission hat im vergangenen Jahr einen Legislativvorschlag vorgelegt, das so genannte „Single Currency Package“. Der Vorschlag regelt nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen für den digitalen Euro, sondern sieht auch vor, einen EU-weit einheitlichen Status des Euro-Bargelds als gesetzliches Zahlungsmittel zu definieren.

Darin kommt der Wille des Gesetzgebers zum Ausdruck, mit dem digitalen Euro das Bargeld zu ergänzen, aber nicht zu ersetzen. Im digitalen Zeitalter ist es notwendig, die digitalen Entwicklungen um uns herum zu verfolgen und diese mitzugestalten. Genau dies tun wir mit der Entwicklung des digitalen Euro. Gleichzeitig hat das bewährte Bargeld seine Berechtigung, und wir setzen uns dafür ein, dass das auch so bleibt. Auch im unbaren Zahlungsverkehr hat die Kommission überarbeitete und neue Rechtsakte vorgelegt, die zu mehr Innovation, Wettbewerb und Sicherheit beitragen werden. Für die Zukunft stelle ich mir daher ein vielfältiges Miteinander der Zahlungsmittel – eben „Bargeld und Bytes“ – vor. So können die verschiedenen Zahlungsalternativen ihre Stärken ausspielen. Oder: Wer die Wahl hat, hat eben nicht die Qual!

Meine Damen und Herren,

Seit der Gründung der Bürgerstiftung vor zwanzig Jahren ist viel passiert. Damals war zum Beispiel noch nicht absehbar, dass ein Smartphone heute zum Bezahlen benutzt werden kann. Daher ist auch das Bild, das ich von der Zukunft gezeichnet habe, nur unsere heutige Vision. Denn wir können nicht mit Sicherheit sagen, welche technologischen Durchbrüche oder gesellschaftlichen Entwicklungen in den nächsten zwanzig Jahren eintreten werden.

Aber eines ist deutlich geworden: Die Welt des Bezahlens wird in zwanzig Jahren eine andere sein als heute. Und hier möchte ich den Informatikpionier Alan Kay zitieren: Zukunft kann man besten voraussagen, wenn man sie gestaltet. Entsprechend werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, dass Ihnen auch in Zukunft vertrauenswürdige, staatliche Zahlungsmittel zur Verfügung stehen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Fußnoten:

  1. Startseite – Bürgerstiftung Schaumburg (buergerstiftung-schaumburg.de)
  2. Zahlungsverhalten in Deutschland 2023 (bundesbank.de)
  3. Vgl. Deutsche Bundesbank (2024), Zahlungsverhalten in Deutschland 2023, S. 50.
  4. Vgl. https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/kartenzahlungen-legen-stark-zu-937042
  5. Vgl. Deutsche Bundesbank (2023), Zugang zu Bargeld in Deutschland: Auswertungen zur räumlichen Verfügbarkeit von Abhebeorten, Monatsbericht Januar 2023, S. 97 ff.
  6. Vgl. https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/bundesbank-studie-wie-bargeld-in-der-zukunft-genutzt-wird-921882
  7. Vgl. https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/bundesbank-stellt-ihr-filialnetz-zukunftsfaehig-auf-934290