Geldvermögensbildung und Finanzierung in Deutschland im ersten Quartal 2013
Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
Zum Ende des ersten Quartals 2013 ist das Geldvermögen der privaten Haushalte um 52 Mrd € oder 1,1% gegenüber dem Vorquartal auf knapp 4 992 Mrd € gestiegen. Die Geldvermögensbildung fiel ähnlich stark aus wie in den ersten Quartalen der Vorjahre, wobei mit rund 5 Mrd € lediglich ein geringer Teil dieses Anstiegs auf Kursgewinne an den Kapitalmärkten zurückzuführen war. Der Trend zu liquideren Anlageformen setzte sich im Umfeld niedriger Zinsen nur in abgeschwächter Form fort. Die Verschuldung der privaten Haushalte war leicht rückläufig, woraus ein Anstieg des Nettogeldvermögens um 55 Mrd € auf 3 428 Mrd € resultierte. Das Geldvermögen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften verzeichnete einen Anstieg von knapp 52 Mrd € auf 3 398 Mrd €, der jedoch vom Zuwachs der Verbindlichkeiten in Höhe von 102 Mrd € auf 4 888 Mrd € überlagert wurde und so zu einem Rückgang des Nettogeldvermögens gegenüber dem Vorquartal führte.
Private Haushalte: Anstieg des Geldvermögens bei leichtem Rückgang der Verschuldung
Im ersten Quartal 2013 war die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte mit 47 Mrd € vergleichbar mit den ersten Quartalen der vorangegangenen Jahre. Dabei verzeichneten Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) mit knapp 9 Mrd € jedoch die geringsten Zuflüsse seit Anfang 2011 (damals gut 6 Mrd €). Darunter trugen die Sichteinlagen (einschließlich Bargeld) mit per saldo 21 Mrd € (und damit mit 15 Mrd € weniger als in der Vorperiode) zur Geldvermögensbildung bei. Die Termin- und Spareinlagen (einschließlich Sparbriefen) verzeichneten – ähnlich wie in den Vorquartalen – Mittelabflüsse von insgesamt 12 Mrd €. Die bereits in den vergangenen Quartalen beobachtete Liquiditätspräferenz zeigte sich folglich weiterhin, im Vergleich zur Vorperiode jedoch in abgeschwächter Form.
Anders verhielt es sich auf den Kapitalmärkten, wo Investmentzertifikate im Umfang von 11 Mrd € per saldo gekauft wurden. Sie verzeichneten damit die nominal höchsten Zuflüsse seit Anfang 2003. Diese lassen sich insbesondere mit den umfassenden Ankäufen gemischter Wertpapierfonds begründen. Aktien (einschließlich sonstiger Beteiligungen), die zuvor in Höhe von knapp 2 Mrd € veräußert worden waren, wurden im ersten Quartal 2013 im Umfang von gut 3 Mrd € erworben. Diese Entwicklung dürfte im Zusammenhang mit den anhaltend negativen Realzinsen vieler Bankeinlagen stehen. Lediglich die festverzinslichen Wertpapiere (einschließlich Geldmarktpapieren) verzeichneten auch im Berichtsquartal noch Mittelabflüsse. Die Verkäufe fielen mit knapp 5 Mrd € aber um fast 3 Mrd € geringer aus als im Vorquartal. Die Ansprüche gegenüber Versicherungen sind mit einer Zunahme von 22 Mrd € stark gestiegen und bildeten zusammen mit den Sichteinlagen (einschließlich Bargeld) den größten Anteil an der Geldvermögensbildung.
Neben dieser transaktionsbedingten Entwicklung des Geldvermögens, die sich netto auf einen Anstieg von 47 Mrd € belief, trugen Bewertungsgewinne an den Kapitalmärkten lediglich mit 5 Mrd € zur Entwicklung bei (gegenüber gut 15 Mrd € im Vorquartal). Im ersten Quartal 2013 erhöhte sich das Geldvermögen damit insgesamt um 1,1% gegenüber dem Vorquartal auf 4 992 Mrd €.
Die Außenfinanzierung der privaten Haushalte fiel schwächer aus als in der Vorperiode. Per saldo wurden Kredite (einschließlich sonstiger Verbindlichkeiten) trotz des historisch niedrigen Zinsumfelds in Höhe von knapp 4 Mrd € getilgt, während sie noch im vorherigen Quartal in ähnlichem Umfang aufgenommen worden waren. Dies galt insbesondere für Konsumentenkredite von inländischen Banken. Der für diese Jahreszeit typische Rückgang fiel nominal jedoch schwächer aus als in der Vergangenheit. Die gesamten Verbindlichkeiten der privaten Haushalte sanken damit um knapp 0,2% und betrugen gut 1 564 Mrd €. Somit erhöhte sich das Nettogeldvermögen im Berichtszeitraum um knapp 55 Mrd € auf 3 428 Mrd €. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am annualisierten Bruttoinlandsprodukt, sank um 0,2 Prozentpunkte auf 59,0%.
Nichtfinanzielle Unternehmen: Geldvermögensbildung rückläufig, Außenfinanzierung spürbar gestiegen
Im ersten Quartal 2013 betrug die Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften 22 Mrd € (69 Mrd € im Vorquartal). Darunter verzeichneten die Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) spürbare Mittelabflüsse im Umfang von 42 Mrd €, während sie im vierten Quartal 2012 per saldo noch um 34 Mrd € aufgebaut worden waren; dies deutet auf eine abnehmende Liquiditätspräferenz hin. Neben den Sichteinlagen (einschließlich Bargeld) wurden auch die Termingelder in Höhe von 26 Mrd € beziehungsweise 17 Mrd € abgebaut. Im Gegensatz dazu tätigten die Unternehmen in großem Umfang Wertpapierkäufe, die mit 18 Mrd € nur knapp die umfangreichen Transaktionen der Vorperiode unterschritten (23 Mrd €). Dies liegt primär an den weiterhin hohen Mittelzuflüssen bei Aktien, die jedoch mit 11 Mrd € um rund 5 Mrd € niedriger ausfielen als im Vorquartal. Darüber hinaus stiegen die Handelskredite und Anzahlungen um 8 Mrd €.
Die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften war mit knapp 40 Mrd € wesentlich höher als im Vorquartal, in dem sie um fast 11 Mrd € zurückgeführt worden war. Den größten Anteil daran hatten die Kredite mit einem Volumen von 25 Mrd €, von denen knapp 16 Mrd € von inländischen Banken stammten; im vorhergehenden Quartal waren Kredite in Höhe von 32 Mrd € getilgt worden. Sonstigen Verbindlichkeiten, darunter insbesondere Handelskredite und Anzahlungen, verloren hingegen an Bedeutung (+ 2 Mrd €). Auf den Kapitalmärkten verzeichnete im ersten Quartal 2013 primär die Finanzierung über festverzinsliche Wertpapiere (einschließlich Geldmarktpapieren) Zuwächse. Sie stieg von knapp 5 Mrd € im Vorquartal auf über 9 Mrd € und fiel damit nominal so hoch aus wie zuletzt vor zehn Jahren. Dies dürfte mit den vergleichsweise günstigen Finanzierungsbedingungen am Kapitalmarkt zusammenhängen. Auch die Beteiligungsfinanzierung erhielt Mittelzuflüsse im Umfang von gut 2 Mrd €. Insgesamt wurde das Nettogeldvermögen somit stärker negativ und belief sich auf - 1 489 Mrd €. Die Verschuldungsquote, definiert als die Summe der festverzinslichen Wertpapiere, Kredite und Pensionsrückstellungen am annualisierten Bruttoinlandsprodukt, betrug 67,7% (gegenüber 66,7% im Vorquartal).