Die 5 Guineas von Maria und Wilhelm ©Bundesbank

Schmuck und Schutz Die 5 Guineas von Maria und Wilhelm

Königreich England
Maria und Wilhelm (1689–1694)
5 Guineas, 1692

Münzstätte:London
Material: Gold
Gewicht: 41,67 g
Durchmesser: 37,5 mm

Die 1663 eingeführten Guineas waren bis 1816 die wichtigsten Goldmünzen Englands. Sie entstanden nach dem Englischen Bürgerkrieg (1642-1649). Während des Bürgerkrieges wurde England zum "Freien Commonwealth" erklärt, doch die englische Republik währte keine 20 Jahre. Als die Stuarts 1660 mit Karl II. wieder auf den Thron zurückkehrten, stellten die Münzen des Commonwealth einen Affront gegen die wiederhergestellte Monarchie dar. Sie wurden deshalb beschlagnahmt und neu geprägt.

Karl II. nutzte diese Gelegenheit, um die Münzprägung zu modernisieren. Im Mai 1661 ordnete er an, dass alle Münzen so bald wie möglich maschinell hergestellt und mit einer Randgestaltung versehen werden sollten. Königin Elisabeth I. hatte bereits hundert Jahre zuvor erfolglos versucht, die maschinelle Prägung einzuführen. Nun löste sie die Herstellung von Hand endgültig ab. Das Ergebnis waren gleichmäßig runde Münzen von wesentlich besserer Prägequalität.

Die neuen Goldmünzen, die mit der Spindelpresse hergestellt wurden, waren die Guineas. Ihren Namen erhielten sie von Guinea an der Westküste Afrikas, dessen reiche Goldvorkommen von der Afrikanischen Kompanie nach England importiert wurden. Viele Ausgaben tragen daher auf der Vorderseite ihr Emblem, einen Elefanten, als Hinweis auf die Herkunft des Edelmetalls.

Die Guineas waren eigentlich Goldmünzen im Wert von 20 Shillings, doch schwankte ihr tatsächlicher Wert stark. In der Regentschaft von Wilhelm und Maria stieg er sogar auf 30 Shillings. Im Jahre 1717 wurde der Wert der Guineas auf 21 Shillings festgelegt. Noch im 20. Jahrhundert wurde in Großbritannien mit einem Guinea eine Werteinheit von 21 Shillings (£ 1,05) bezeichnet und wurden Preise von Land, Pferden oder Kunstwerken oft in Guineas angegeben. Aber selbst nach Einführung des Dezimalsystems 1971 ist der Guinea nicht ganz verschwunden. Traditionell werden Rennpferde noch immer in Guineas bewertet. Bemerkenswert, denn die letzte Guinea-Münze wurde 1813 geschlagen. Die Ära der Guineas endete 1816, als England die Goldwährung einführte. Der Sovereign im Wert von 20 Shillings wurde die neue Goldkurantmünze.

Die Guinea-Prägung stellt einen wichtigen Abschnitt in der englischen Münzgeschichte dar. Ein Detail, die Randgestaltung, zeigt den Fortschritt. Jahrhundertelang bot der einfache, oft unregelmäßige Münzrand Betrügern die Möglichkeit, Edelmetall einfach abzuzweigen. Der einzige Schutz dagegen war, das Gewicht jeder einzelnen Münze zu überprüfen. Die einfache, aber technisch anspruchsvolle Lösung bestand darin, auch den Rand der Münzen zu prägen. Der technische Fortschritt machte dies möglich. Bei den großen Fünffach-Guineas ist der Münzrand sogar mit einer Randschrift versehen.

Unser Glanzstück ist ein Fünffacher Guinea, geprägt in der Samtregierung von Wilhelm und Maria. Maria war die protestantische Tochter von König Jakob II. Er hatte versucht, den Katholizismus, zu dem Jakob II. 1672 konvertiert war, wiederherzustellen. 1688 riefen deshalb einflussreiche Mitglieder des Oberhauses Wilhelm Ill. von Oranien, der mit Maria verheiratet war, nach England. Jakob II. blieb nur die Flucht nach Frankreich. Im Februar des folgenden Jahres wurden Wilhelm III. und Maria gleichberechtigt auf den englischen Thron erhoben; sie regierten nur wenige Jahre gemeinsam, da die Königin bereits Anfang Januar 1695 starb.

Deutlicher Ausdruck ihrer Samtherrschaft ist die Vorderseite unserer Münze. Sie zeigt die Profilbildnisse des Königs und der Königin, die hintereinander angeordnet sind. Wilhelms Kopf ist mit einem Lorbeerkranz geschmückt. Auf der Vorderseite beginnt die lateinische Inschrift "GVLIELMVS ET MARIA DEI GRATlA MAG(nae) BR(itanniae) FR(anciae) ET HIB(erniae) REX ET REGINA", die sich auf der Rückseite fortsetzt. Sie bezeichnet Wilhelm und Maria als "von Gottes Gnaden König und Königin von Großbritannien, Frankreich und Irland". Das Prägejahr ist 1692.

Die Rückseite zeigt ein klassisches Wappen, das den Herrschaftsanspruch der Monarchen zum Ausdruck bringt. Der gekrönte Schild enthält die Wappen Frankreichs, Englands, Schottlands und Irlands. Im Herzschild ist der nassauische Löwenschild zu sehen. Es ist das Wappen des Hauses Nassau-Oranien, aus dem Wilhelm stammte.

Die Randschrift unserer Münze lautet "DECVS ET TUTAMEN - ANNO REGNI QVARTO" (Schmuck und Schutz - im vierten Regierungsjahr). Die Worte "decvs et tutamen" aus Vergils Aeneis beziehen sich direkt auf die Funktion der Randschrift.

Die Stempel für unser Glanzstück wurden vermutlich von den Brüdern Jakob und Norbert aus der berühmten flämischen Münz- und Medaillenfamilie Roettiers geschnitten, die über mehrere Generationen an der Londoner Münzstätte tätig war.

Bildergalerie der Münzfragmente