Ein Histamenon der Kaiserin Theodora ©Deutsche Bundesbank

Insignien der Macht Ein Histamenon der Kaiserin Theodora

Byzantinisches Kaiserreich
Kaiserin Theodora (1055-1056)
Histamenon, 1055-1056

Münzstätte: Constantinopolis
Material: Gold
Gewicht: 4,40 g
Durchmesser: 25,7 mm

Das Byzantinische Reich war einer der bedeutendsten und mächtigsten Staaten des Mittelalters. Es entstand aus dem östlichen Teil des Römischen Reiches, das 395 n. Chr. in zwei Teile geteilt wurde. Der moderne Name "Byzantinisches Reich" leitet sich von der antiken griechischen Stadt Byzantion ab. Die Byzantiner selbst sahen sich jedoch als Römer. Konstantinopel, das heutige Istanbul, war die Hauptstadt ihres Reiches. Der römische Kaiser Konstantin der Große (306-337) ließ die nach ihm benannte Stadt an der Stelle des antiken Byzantion errichten.

Das Byzantinische Reich war im Früh- und Hochmittelalter ein gut organisiertes und blühendes Reich mit einem entwickelten Münzsystem aus Gold-, Silber- und Kupfermünzen.
Die wichtigste Goldmünze war jahrhundertelang der Solidus. Diese Goldmünze, die bereits im Jahr 309 n. Chr. geprägt wurde, war im Mittelalter eine wichtige internationale Handelsmünze. Um den Solidus besser von der im 10. Jahrhundert neu eingeführten leichteren Goldmünze Tetarteron unterscheiden zu können, veränderten die Byzantiner das Design des Solidus. Er wurde schlanker und breiter. Außerdem füllte das Münzbild nicht mehr die gesamte Fläche aus, so dass außen ein unregelmäßig breiter, unbeprägter Rand blieb. Diese in der Größe, nicht aber im Wert veränderte Münze wurde Histamenon genannt.

Unser Glanzstück ist ein Histamen der Kaiserin Theodora (1055-1056). Auf der Vorderseite ist Christus abgebildet. Er erhebt die rechte Hand zum Segen und hält in der linken ein Buch, das Evangelium. Sein Haupt ist von einem Kreuznimbus umgeben. Dieser Heiligenschein mit dem eingezeichneten griechischen Kreuz ist den drei göttlichen Personen vorbehalten und unterscheidet sie von den gewöhnlichen Heiligen. "Jesus Christus König der Könige" steht in der Umschrift.

Auf der Rückseite sind die Kaiserin Theodora und rechts von ihr die Jungfrau Maria abgebildet. Die Umschrift lautet "Theodora Augusta", übersetzt "Kaiserin Theodora". Theodora trägt die Krone der byzantinischen Kaiser, von der zu beiden Seiten die Pendilien herabhängen, und hält die rechte Hand vor der Brust. Bekleidet ist sie mit einem weitärmeligen Untergewand, der Divitision, und darüber mit einem Loros. Der Loros ist eine mit Edelsteinen, Perlen und Stickereien reich verzierte Schärpe, die über die Schulter gelegt und um die Hüften geschlungen wird.

Die dargestellte Person weist keine individuellen Porträtzüge auf, aber die Herrschaftszeichen kennzeichnen Theodora als byzantinische Kaiserin. Eine vergleichbare Darstellung einer byzantinischen Kaiserin findet sich in der Kirche San Vitale in Ravenna. Obwohl ein halbes Jahrtausend älter, sind die Ähnlichkeiten verblüffend.

Ein Heiligenschein umgibt das Haupt Mariens. Sie ist mit der Tunika bekleidet, hat den Kopf mit einem langen Schleier, dem Maphorion, bedeckt und erhebt die linke Hand. Die beiden griechischen Buchstaben "M" und "Θ", die der Stempelschneider neben ihrem Kopf in Schulterhöhe angebracht hat, bezeichnen sie als "Μήτηρ Θεοῦ", übersetzt "Muttergottes".
Das von Maria und Theodora gehaltene Labarum ist die alte römische Heeresfahne, die Kaiser Konstantin mit dem Christusmonogramm und der Inschrift »In diesem Zeichen wirst du siegen« vor der Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom im Jahre 312 im Traum erschienen sein soll.