Ein Aureus des Domitianus ©Bundesbank

Germania ist besiegt Ein Aureus des Domitianus

Rom – Kaiserzeit, Domitianus (81–96)
Aureus, 88

Münzstätte: Rom
Material: Gold
Gewicht: 7,55 g
Durchmesser: 19,8 mm

Als Titus Flavius Domitianus im Jahr 81 n. Chr. den Thron bestieg, war er erst 30 Jahre alt. Er trat die Nachfolge seines Bruders Titus an, der nach nur zweijähriger Regierungszeit plötzlich und unerwartet verstorben war. Domitian war der zweite und jüngste Sohn des Kaisers Vespasian (69-79), eines erfolgreichen Feldherrn. Vespasian war 69 als Sieger aus den Kämpfen um die Nachfolge Kaiser Neros hervorgegangen und hatte das flavische Kaiserhaus begründet. Vespasian hatte seinen älteren Sohn Titus zu seinem Nachfolger bestimmt und auf diese Aufgabe vorbereitet. Titus hatte sich unter anderem im Jüdischen Krieg (66-70) bewährt und Jerusalem erobert. Domitian hingegen kam überraschend schnell an die Macht und hatte kaum politische oder militärische Erfahrung.

Domitian galt als bequem und hatte viele Liebschaften. Er liebte die Dichtkunst und hatte eine Vorliebe für griechische Bildung. Sein Aussehen ist durch zahlreiche Statuen und nicht zuletzt durch Münzen überliefert. Die Münzbilder der römischen Kaiser sind bis in die Spätantike in der Regel naturgetreu und von hoher künstlerischer Qualität. Auf unserem Aureus trägt Domitian einen Lorbeerkranz. Der Lorbeerkranz war ursprünglich der einzige Schmuck eines siegreichen Feldherrn, der im Triumphzug einzog, und wurde vom Senat verliehen. Seit Augustus war es das Vorrecht des Kaisers, den Lorbeerkranz ständig zu tragen.

Domitians Herrschaftsverständnis war stark autokratisch geprägt. Die Stellung des Kaisers erhöhte er durch außergewöhnliche Ehren, die der Senat für ihn beschloss: Als Kaiser erhielt er beispielsweise das Recht, das Konsulat ununterbrochen zu bekleiden. Die beiden Konsuln, die jährlich gewählt wurden, waren die höchsten Beamten des Staates, hatten aber mit Beginn der Kaiserzeit einen Großteil ihrer Macht und Bedeutung verloren. Tatsächlich bekleidete Domitian das Konsulat während seiner Regierungszeit so oft wie kein Kaiser vor ihm. Auf unserer Münze gibt Domitian mit dem Kürzel "COS XIIII" an, dass er bereits vierzehn Mal Konsul war. Die Angabe wichtiger Ämter ist auf Münzen der römischen Kaiserzeit häufig. Sie ermöglichen eine sehr genaue Datierung der Münzen, oft auf das Jahr genau.

In der Überhöhung seiner Person ging Domitian sogar so weit, die Monate September und Oktober zu seinen Ehren in "Germanicus" und "Domitanus" umbenennen zu lassen.

Domitian war zwar eine stark polarisierende Herrscherpersönlichkeit, die sich viele Feinde machte, aber kein schlechter Regent. Die von ihm streng kontrollierte Reichsverwaltung war effizient und galt noch später als vorbildlich, auch den Staatshaushalt hielt er in Ordnung. Seine Armee kämpfte erfolgreich in Britannien und an der mittleren und unteren Donau. Seine erste militärische Unternehmung führte Domitian persönlich an den Rhein. Dort eröffnete er im Frühjahr 83 n. Chr. einen Feldzug gegen den germanischen Stamm der Chatten, die im Gebiet zwischen den Flüssen Fulda und Eder im heutigen Hessen siedelten. Den Römern gelang es, das Gebiet zwischen Taunus, Lahn und Main (Wetterau) zu erobern und die Chatten zu vertreiben. Für seine militärischen Erfolge ehrte ihn der Senat mit dem Beinamen "Germanicus" als Bezwinger der Germanen. Diesen Titel trägt er auch regelmäßig auf seinen Münzen. Nach einem erneuten Chattenkrieg 85 n. Chr. schuf Domitian die beiden germanischen Provinzen Germania superior und Germania inferior und erklärte damit das seit Augustus ungelöste Germanienproblem für beendet. Die Grenze zum freien Germanien blieb für fast ein Jahrhundert weitgehend friedlich.

Auf seine Erfolge in Germanien verweist unser Schmuckstück, denn Münzen waren nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch ein wichtiges Medium zur Verbreitung von Nachrichten. Die Rückseite unseres Aureus zeigt die trauernde Germania, die auf einem germanischen Langschild sitzt. Neben ihr liegt ein zerbrochener Speer. Die römischen Kaiser feierten ihre Erfolge oft mit Hilfe von Personifikationen - so verweist die trauernde Germania auf die militärisch besiegten Völker Germaniens.

Domitian fand ein unrühmliches Ende. Im Jahre 96 fiel er einer Verschwörung zum Opfer. Nach seinem Tod beschloss der Senat, das Andenken an Domitian auszulöschen (damnatio memoriae). Bei der damnatio memoriae werden Name und Bildnis des Verurteilten von öffentlichen Inschriften und Denkmälern entfernt, um die öffentliche Erinnerung an diese Person auszulöschen. Mit Domitian endete auch die flavische Dynastie.