Ein Goldmedaillon des Constans ©Bundesbank

Der siegreiche Kaiser Ein Goldmedaillon des Constans

Rom – Kaiserzeit, Constans (337–350)
Goldmedaillon im neunfachen Solidusgewicht, 342 n. Chr.

Münzstätte:Aquileia
Material: Gold
Gewicht: 41,83 g
Durchmesser: 50,61 mm

Constans war der jüngste Sohn Konstantins I. des Großen. Bereits im Kindesalter ernannte ihn sein Vater zum Caesar (Unterkaiser). Als Konstantin I. 337 starb, nahmen seine drei Söhne Konstantin II., Constantius II. und Constans den Titel Augustus an und teilten das Reich unter sich auf. Constans erhielt Italien, Nordafrika und die Balkanhalbinsel. Das Verhältnis der drei Söhne zueinander war nicht konfliktfrei. Konstantin II. beanspruchte Afrika und Italien für sich und fiel 340 in Oberitalien ein. Constans gelang es, den Angriff abzuwehren. Er besiegte seinen Bruder bei Aquileia, der dort den Tod fand. Ein glücklicher Umstand für Constans, denn nun beherrschte er den gesamten Westen des Römischen Reiches. Zehn Jahre später fiel Constans dem Usurpator Magnentius zum Opfer, der sich 350 in Gallien zum Kaiser ausrief.

Während seiner Herrschaft konnte Constans Erfolge bei der Grenzsicherung gegen die Germanen verbuchen. Im Jahre 341 fielen die Franken, wahrscheinlich durch die Zwistigkeiten der Augusti ermutigt, in das Römische Reich ein. Constans stellte sich ihnen entgegen. Er errang 342 einen entscheidenden Sieg und zwang die Franken zu einem Bündnis. Der römische Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus bemerkt, dass Constans danach keinen großen Krieg mehr führen musste, weil die Barbaren seine Macht und Tapferkeit fürchteten.

Der bedeutende Sieg des Constans über die Franken im Jahr 342 bildet den historischen Hintergrund für unser neunfaches Soldidusmultiplum. Die Vielfachen (Multipla) der einfachen römischen Goldmünzen werden heute auch als Medaillons bezeichnet. Unser Medaillon ist neunmal so schwer wie ein Solidus, die damalige Standardgoldmünze, und damit Teil des Münzsystems. Das gemeinsame Vorkommen von Goldmedaillons und einfachen Goldmünzen in Münzfunden zeigt, dass die Multipla auch als Zahlungsmittel dienten. Aufgrund ihrer Größe, ihres Wertes und ihrer aufwändigen Gestaltung sind sie jedoch in erster Linie als Repräsentationsobjekte anzusehen, die vom Kaiser an Würdenträger des Reiches oder an auswärtige Fürsten verschenkt wurden. Häufig sind solche Münzen gefasst oder gehenkelt. Unser Stück wurde mit einem Henkel versehen und als Schmuckstück getragen, wie die Abnutzungsspuren auf der Rückseite belegen.

Auf der Vorderseite unseres Medaillons ist Constans abgebildet. Die Legende "FL(avius) IVL(ius) CONSTANS PIVS FELIX AVG(ustus)" nennt uns den Namen des Kaisers. Betrachtet man seine Gesichtszüge, so fällt auf, dass in der spätantiken Münzprägung das Porträt des Kaisers an Individualität verlor. Wichtiger wurden seine Attribute, die ihn als Herrscher auswiesen. Als Kopfschmuck trägt der Kaiser ein prächtiges Diadem mit einem auffälligen Stirnschmuck und dann abwechselnd zwei Lorbeerblätterund eine Rosette. Er ist mit einem Brustpanzer und dem Feldherrenmantel, Paludamentum genannt, bekleidet.

Deutlich zu erkennen sind die Pteryges, Lederstreifen, die den Oberarm schützen. Das Paludamentum wird über der rechten Schulter von einer prächtigen Schmuckfibel abgeschlossen.

Die rechte Hand erhebt der Kaiser zum Gruß, die linke hält einen Globus mit der geflügelten Siegesgöttin Victoria. Victoria ist mit ihren typischen Attributen - Krone und Palmzweig - auf einer Weltkugel stehend dargestellt. Vermutlich handelt es sich um eine Nachbildung der Statue, die Augustus 29 v. Chr. in Rom in der Curia Iulia, dem Sitzungssaal des Senats, aufstellen ließ. Diese Victoria-Statue war bereits 209 v. Chr. nach der Eroberung von Tarent nach Rom gebracht worden. Bei Ausgrabungen wurde ihre Säulenbasis freigelegt.

Das zentrale Motiv der Rückseite ist der Kaiser. Constans schreitet in voller Rüstung mit Lanze und Schild nach rechts und zieht einen gefesselten Gefangenen hinter sich her. Der reich verzierte Rundschild weist ein interessantes Detail auf: Der seitlich vorspringende Löwenkopf visualisiert das außen angebrachte Schildzeichen. Der Bart und die Kleidung des Gefangenen weisen ihn als Nichtrömer aus. Er trägt einen kurzen Rock, einen noch kürzeren Mantel und eine Hose. Die Hände sind auf dem Rücken gefesselt. Vor dem Kaiser kniet eine Frau, die zu ihm aufschaut und flehend die Arme erhebt. Die geflügelte Siegesgöttin Victoria schwebt über der Szene und krönt den siegreichen Kaiser. Der antike Künstler verstärkte die Wirkung und Aussage des Münzbildes durch die übergroße Darstellung des Kaisers. Die Legende "VICTORIA AVGVSTI NOSTRI" (Sieg unseres Augustus) erklärt das Geschehen.

Der Bereich unterhalb der Stempellinie, der so genannte Abschnitt, enthält administrative Angaben zur Münzstätte. Auf spätantiken römischen Münzen geben meist kryptische Kürzel an, wo die Münze geprägt wurde und zu welcher Ausgabe sie gehört. Auf unserem Medaillon verweisen die Buchstaben "AQ" auf die Münzstätte Aquileia. Zwischen den Buchstaben sind ein Köcher, ein Helm, ein Panzer und eine Lanze abgebildet.

Bildergalerie der Münzfragmente