Kapitalverflechtung der deutschen Wirtschaft mit dem Ausland
Die neuesten Ergebnisse der Bestandserhebung der Deutschen Bundesbank über Direktinvestitionen zum Jahresende 2003 sind soeben in einer Neuauflage der Statistischen Sonderveröffentlichung 10 „Kapitalverflechtung mit dem Ausland“ publiziert worden. Darin sind Informationen über grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen der deutschen Wirtschaft nach Ländern und Wirtschaftszweigen enthalten.
Wie im Vorjahr ist auch von Ende 2002 bis Ende 2003 ein Rückgang des unmittelbaren deutschen Unternehmensvermögens im Ausland um 11 Mrd € auf 589 Mrd € festzustellen, während der unmittelbare ausländische Direktinvestitionsbestand in Deutschland im gleichen Zeitraum um 18 Mrd € auf 531 Mrd € gewachsen ist. Diese Entwicklung führte in der Tendenz zu einer relativ ausgeglichenen Vermögensbilanz. Zieht man hingegen die konsolidiert zusammengefassten unmittelbaren und mittelbaren Unternehmensvermögen [1] in Betracht, sind die mit 666 Mrd € nahezu unverändert gebliebenen deutschen Direktinvestitionen im Ausland (+ 2 Mrd €) mehr als doppelt so hoch wie die um 22 Mrd € auf 306 Mrd € angestiegenen ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland.
Auf der Seite der deutschen Direktinvestitionen im Ausland wurde die Veränderung der Direktinvestitionsbestände von Ende 2002 bis Ende 2003 maßgeblich von der Wertsteigerung des Euro gegenüber fast allen anderen Währungen beeinflusst. Dies zeigt die Entwicklung des Direktinvestitionsbestandes in den Ländern außerhalb des Euro-Raums – insbesondere in den Vereinigten Staaten –, in denen der gestiegene Wechselkurs des Euro vielfach zu einem nominalen Rückgang der Unternehmensvermögen im Ausland nach der Umrechnung in Euro führte. Nachdem der Euro bereits von Ende 2001 bis Ende 2002 seinen Wert gegenüber dem US-Dollar um 19 % steigerte, gewann er von Ende 2002 bis Ende 2003 weitere 20 %, was trotz zusätzlicher Engagements deutscher Investoren deutliche Spuren bei dem hohen deutschen Unternehmensvermögen in den Vereinigten Staaten hinterließ. Wechselkursbereinigt hat sich das deutsche Direktinvestitionsvermögen dagegen erhöht. Eine Erhöhung ergibt sich auch für den Direktinvestitionsbestand in den Ländern der Europäischen Währungsunion, in denen auf Grund der einheitlichen Währung wechselkursbedingte Veränderungen ausgeschlossen sind. Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Unternehmen im Ausland mit deutscher Kapitalbeteiligung in 2003 insgesamt die Jahresfehlbeträge bei etwa gleich bleibenden Jahresüberschüssen deutlich reduzieren. Jedoch wurden die Jahresfehlbeträge aus dem Vorjahr nur teilweise von den deutschen Kapitaleignern ausgeglichen und führten somit in großem Umfang zu einer Ausweitung der Verlustvorträge.
Der Anstieg des ausländischen Direktinvestitionsbestandes in Deutschland ist von Ende 2002 bis Ende 2003 fast ausschließlich Investoren aus Ländern der Europäischen Union zuzuschreiben. Insgesamt ist festzustellen, dass das Beteiligungskapital – insbesondere die Anteile am Nominalkapital und den Kapitalrücklagen – deutlich zugenommen hat, während die Kredite der Kapitalgeber zurückgeführt wurden. Dies mag eine Konsequenz aus der steuerlichen Einschränkung bei der Berücksichtigung der Fremdkapitalzinsen für die Ermittlung des zu versteuernden Gewinns in Folge der geänderten Regelungen bei der Gesellschafterfremdfinanzierung (§ 8 a KStG) sein. Die Ertragssituation der Unternehmen in Deutschland mit ausländischen Kapitaleignern hat sich im Verlauf des Jahres 2003 gegenüber 2002 verbessert; so konnten insgesamt die Jahresüberschüsse erhöht und die Jahresfehlbeträge reduziert werden.
Fussnote:
1. Zur Analyse der Ergebnisse der Kapitalverflechtung mit dem Ausland werden mittelbare Unternehmensbeteiligungen, die über abhängige Holdinggesellschaften bestehen, in die Betrachtung einbezogen. Nur so lässt sich das eigentliche Anlageinteresse der Investoren nach Ländern und Wirtschaftszweigen erkennen. Zur Vermeidung von Doppelzählungen bleibt bei der Konsolidierung der unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionen das unmittelbare Direktinvestitionskapital in abhängigen Holdinggesellschaften unberücksichtigt.