Lutz Lienenkämper bei der 2. Fachtagung zur Regulierung von Wertpapierinstituten ©Sophie Glombik

„Kapitalmärkte brauchen Vertrauen“ Fachtagung zur Regulierung von Wertpapierinstituten

Regulierung ist kein Selbstzweck. Sie ist die Infrastruktur für Vertrauen, sagte Bundesbankvorstand Lutz Lienenkämper bei der 2. Fachtagung zur Regulierung von Wertpapierinstituten in der Kapitalmarktunion in Frankfurt. Vertrauen entstehe, wenn Regulierung klar und verlässlich anwendbar ist. Auf der Fachtagung der Bundesbank sprachen Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Aufsicht über aktuelle regulatorische Entwicklungen im Wertpapiersektor sowie die Aufsichtstrends 2025. Im Fokus standen unter anderem der Entwurf der Mindestanforderungen an das Risikomanagement für Wertpapierinstitute, die Vergütungsverordnung für Wertpapierinstitute sowie Verordnungen der Europäischen Union. 

„Europa braucht mehr als funktionierende Kapitalmärkte“

Laut Lienenkämper braucht Europa die Spar- und Investitionsunion, um eine echte Verbindung zwischen Europas Ersparnissen und Investitionsvorhaben zu schaffen. Rund zehn Billionen Euro der Ersparnisse europäischer Bürgerinnen und Bürger liegen ihm zufolge als Einlagen: Wenn nur ein kleiner Teil davon produktiv investiert würde, ließe sich Europas jährlicher Investitionsbedarf von bis zu 800 Milliarden Euro bis 2030 besser decken. Investitionen seien zum Beispiel notwendig, um Verwaltung und Wirtschaft zu digitalisieren und um Energie- und Transformationsprojekte im europäischen Rahmen umzusetzen.

Wertpapierfirmen übersetzen dem Bundesbankvorstand zufolge Sparen in Investieren: Wertpapierfirmen strukturieren Produkte, schaffen Liquidität und begleiten Unternehmen an den Markt. Ein funktionierender, fairer und transparenter Markt hängt von ihrem Beitrag ab – und von einem Regulierungsrahmen, der wirksam, proportional und verständlich bleibt, betonte er. Die Bundesbank arbeite gemeinsam mit der BaFin und im Austausch mit der Wissenschaft daran, dass Regeln klar sind und Vertrauen in den Regulierungsrahmen entsteht. 

Dialog zwischen Praxis, Aufsicht und Wissenschaft

Mark Branson, Präsident der BaFin, betonte in seinem Vortrag, dass die Regulierung von Wertpapierfirmen effizient und wirksam sein müsse. Ihm zufolge müsse sie weniger komplex und proportionaler sein, also dürfe kleinere und risikoarme Institute nicht unverhältnismäßig belasten. Allerdings müssen trotz Erleichterungen angemessene Aufsichtsstandards erhalten bleiben. Branson betonte, dass eine vereinfachte Regulierung sowie ein stabiler und resilienter Finanzsektor zwei wichtige Faktoren seien, um in Europa einen tiefen und liquiden Kapitalmarkt zu erreichen. 

Während der Fachtagung legten Vertreter der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA), De Nederlandsche Bank und aus Wissenschaft dar, wie der europäische Rechtsrahmen für Wertpapierfirmen überarbeitet werden sollte. 

Die Teilnehmenden der Tagung diskutierten außerdem über die konkrete Umsetzung von gesetzlichen Vorgaben in der Praxis und auf der zweiten Rechtssetzungsebene. Dazu gehörten etwa Vorgaben zu guter Corporate Governance, Mindestanforderungen an das Risikomanagement und die Vergütungsverordnung für Wertpapierinstitute. 

Auch aus wissenschaftlicher Perspektive beleuchteten die Fachleute das regulatorische Rahmenwerk für Wertpapierinstitute. Zum Beispiel diskutierten sie, wie sich die Verordnung der Europäischen Union über Künstliche Intelligenz auf die Aufsicht auswirken könnte. Eine Herausforderung bei der Umsetzung sei unter anderem, dass es in diesem Bereich noch keine Standardprozesse gebe. 

Die Hochschule der Bundesbank und die Universität Basel luden bereits zum zweiten Mal zur Fachtagung ein. Die Tagung bietet Aufsichtsexpertinnen und -experten sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Finanzindustrie und Wissenschaft eine Plattform zum Austausch.