Grüne Transformation der Wirtschaft: Wie kann der Strukturwandel gelingen? Rede bei den Munich Economic Debates in der IHK für München und Oberbayern

Es gilt das gesprochene Wort.

1 Begrüßung

Lieber Herr Professor Fuest, 

Lieber Herr Brinkmann,

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, mit Ihnen die Herausforderungen der grünen Transformation zu diskutieren. Die Munich Economic Debates sind eine ausgezeichnete Bühne dafür. 

Tatsächlich war ich erst vor wenigen Tagen in München – um unter anderem beim Gründerzentrum UnternehmerTUM vorbeizuschauen. Das hat mir noch einmal klargemacht, wie wichtig ein inspirierendes Umfeld für den Standort ist. Ein Umfeld, das kreative Köpfe motiviert, ein Unternehmen zu gründen. Ein Umfeld, das Jungunternehmern Zugang zu Wissenschaft und Risikokapital ermöglicht. Deutschland braucht diesen Spirit, um noch nachhaltiger, innovativer und damit widerstandsfähiger zu werden. 

Klar ist: das wirtschaftliche Umfeld ist herausfordernd, die Unsicherheiten sind ausgeprägt. Die Inflation im Euroraum – und auch in Deutschland – geht erkennbar zurück, ist aber noch immer zu hoch. Gestiegene Finanzierungskosten und eine schwache Auslandsnachfrage belasten die deutsche Wirtschaft. 

Darüber hinaus ist unsere Wirtschaft so eng mit der Weltwirtschaft verflochten wie kaum eine andere. Das schafft Chancen, aber auch Abhängigkeiten – sowohl auf der Angebotsseite als auch auf der Nachfrageseite. So trifft eine schwächelnde Konjunktur in China wichtige Industriezweige hierzulande unmittelbar.

Auch die Wettbewerbssituation verändert sich. Im Bereich der Elektromobilität haben sich asiatische Hersteller zu einem starken Wettbewerber der deutschen Automobilindustrie entwickelt. Auch bei wichtigen Vorprodukten für erneuerbare Energien – wie Solarmodulen und Windturbinen – können asiatische Unternehmen punkten.

Wie also kann sich Deutschland, kann sich Europa nachhaltig resilient aufstellen? Wie kann die ökologische und digitale Transformation, die mit einem Strukturwandel einhergehen wird, in diesem Umfeld gelingen?

Diesen Fragen möchte ich gemeinsam mit Ihnen nachgehen. 

Bevor wir tiefer einstigen, drei generelle Punkte vorab: Erstens, die Ausgangslage ist komplex. Wir befinden uns in einem Umfeld multipler Herausforderungen, die sich gegenseitig verstärken. Zweitens, die Politik setzt die Rahmenbedingungen, wobei angemessene CO2-Preise das deutlichste Signal zur Transformation senden. Sie schaffen Anreize für Märkte und Unternehmen rasch umzusteuern. Und drittens, auch die Zentralbanken leisten ihren Beitrag: Indem sie sich für stabile Preise einsetzen, tragen sie entscheidend zu einem positiven Investitionsklima bei.

2 Nachhaltiger Wirtschaftsstandort Deutschland: Herausforderungen und Perspektiven

Meine Damen und Herren,

lassen Sie mich auf die vielschichtigen Herausforderungen eingehen, mit denen der Wirtschaftsstandort konfrontiert ist. Diese lassen sich zusammenfassen anhand von vier Ds: Dekarbonisierung, Demografie, Digitalisierung und das sogenannte De-Risking im Hinblick auf einseitige Handelsabhängigkeiten. 

Es handelt sich also um einen Fächer an Einflussfaktoren, die aus unterschiedlichen Richtungen wirken und sich teilweise gegenseitig verstärken. Die deutsche Wirtschaft steht unter erheblichem Anpassungsdruck, der aber nicht unlösbar ist.

Ein Beispiel: Damit Unternehmen innovativ sein können, um so etwa den digitalen Wandel zu meistern, brauchen sie guten Zugang zu hochqualifizierten Fachkräften. Doch dieser wird – angesichts der zunehmend alternden Gesellschaft – immer knapper. Deutschland steht nicht nur im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe. Vielmehr geht es mittlerweile darum, Arbeitskräfte mit ganz unterschiedlichem Bildungsniveau für eine Vielzahl von Branchen zu gewinnen. Zudem müssen gerade junge Menschen hierzulande die erforderlichen Schlüsselqualifikationen erhalten, um in der Arbeitswelt von morgen bestehen zu können. Darüber hinaus müssen wir eine echte Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte entwickeln, zum Beispiel für IT- und Datenspezialisten. Dazu müssen auch Konsulate und Ausländerbehörden gut aufgestellt sein. 

Weiteres Beispiel für Anpassungsbedarf: Die Klimaziele erfordern wichtige Importe von Rohstoffen wie Lithium und speicherfähigen Energieträgern. Deshalb gilt es, internationale Abhängigkeiten im Blick zu haben. Neue Handelspartner in Schwellenländern des globalen Südens ermöglichen uns, Lieferketten zu diversifizieren. 

Kurzum: Die hier beschriebenen Interdependenzen sind herausfordernd für den Standort Deutschland, es gibt aber Lösungsansätze.

Wichtig ist, über klare Anreize Unsicherheiten zu reduzieren. Industrie und Gesellschaft können sich so besser auf Veränderungen einstellen – und auch längerfristig planen und investieren. 

Was die deutschen Unternehmen betrifft, so stimmt mich auch ein Aspekt positiv: Und zwar die enorme Anpassungsfähigkeit unserer Wirtschaft.

Zu Zeiten der D-Mark beispielsweise entstand durch die harte Währung Anpassungsdruck für hiesige Unternehmen. Um auf den Weltmärkten konkurrenzfähig zu sein, war die exportorientierte Industrie angehalten, besser und innovativer zu sein als die Konkurrenz. Es kamen hochwertige Produkte “made in Germany“ auf den Markt. 

Heute ist es weniger der Wechselkurs, der die preisliche Wettbewerbsfähigkeit herausfordert. Heute sind es vielfältige Faktoren, darunter auch die Energiekosten. In energieintensiven Branchen ist der Anpassungsdruck höher als in anderen Teilen der Industrie.

Umfragen der Bundesbank legen nahe, dass mehr als zwei Drittel der Industrieunternehmen bereits in eine effizientere Nutzung von Energie investieren.[1] Das Gros der Unternehmen hat die Zeichen der Zeit also längst erkannt. 

Laut OECD ist die deutsche Automobilindustrie im internationalen Vergleich führend bei „grünen“ Patenten.[2] Bei den Patentanmeldungen nimmt Deutschland allgemein seit vielen Jahren einen globalen Spitzenplatz ein. Jetzt gilt es, Ideen und Patente zur Marktreife zu bringen und erfolgreich umzusetzen.

Wenn wir auf Bereiche wie Telekommunikation oder Batterien und Akkus blicken, hat die Produktion dort stark zugelegt. Positivbeispiele gibt es also reichlich, doch es müssen noch mehr werden. 

Die Transformation bietet Zukunftsbranchen Raum zu wachsen. Nischen mit großem Potential tun sich auf. Veränderungsbereite, innovative Unternehmen gewinnen an Bedeutung – auch und insbesondere im starken Mittelstand. 

Das stimmt mich zuversichtlich.

3 Pfade der grünen Transformation

Trotz alledem gibt es nicht den einen, gesicherten Pfad der grünen Transformation. Viele Pfade sind denkbar.

Entscheidend ist, welche Maßnahmen getroffen werden, um dem Klimawandel zu begegnen. Denn dieser schreitet rasant voran. Wir alle sehen und spüren die Auswirkungen immer häufiger. Erst letzten Monat warnten selbst bayerische Hopfenbauern vor Ernteeinbußen aufgrund des Klimawandels.[3]

Kurzum: Klimawandel und Klimapolitik werden Auswirkungen auf unser Lebensumfeld haben. Verschiedene Branchen und Regionen werden unterschiedlich stark betroffen sein. 

Risiken für Unternehmen und Finanzsystem müssen rechtzeitig erkannt werden. Darüber hinaus wird sich, unseren Berechnungen zufolge, die Dekarbonisierung der Wirtschaft auch in höheren Verbraucherpreisen niederschlagen. 

In vielen Teilen der Welt werden Hitze, Fluten und Stürme zu hohen Ernteausfällen führen. Das wiederum wird die Nahrungsmittelpreise stark beeinflussen. Wenn es also in Südost-Asien oder Südamerika zu Dürren oder Überschwemmungen kommt, kann das auch bei uns die Preise empfindlich beeinflussen.

Klimawandel und Klimapolitik haben somit auch Auswirkungen auf die Arbeit von Zentralbanken. 

Verschiedene Pfade sind denkbar – sowohl hinsichtlich der CO2-Emissionen also auch hinsichtlich der getroffenen politischen Maßnahmen. Auch deshalb werden Klimaszenarien und Simulationen zunehmend wichtiger für Zentralbanken und Regulierer.[4]

Wie wirkt sich beispielsweise ein „weiter so“ auf CO2-Emissionen aus? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Inflation und Wirtschaftswachstum? 

Das Network for Greening the Financial System – ein globales Netzwerk von über 130 Zentralbanken und Aufsehern – leistet wichtige Arbeit in diesem Zusammenhang. Dieses Zentralbank-Netzwerk analysiert global die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaft. Wir schauen uns aufkommende Risiken für Real- und Finanzwirtschaft an. Zudem schauen wir, wie die Transformation, aber auch die erforderliche Anpassung an den Klimawandel finanziert werden kann. 

Ab Januar 2024 werde ich den Vorsitz des NGFS übernehmen. Die Bundesbank wird hier eine große Aufgabe von internationaler Bedeutung übernehmen. Unser Zentralbanken-Netzwerk arbeitet kontinuierlich an Klimaszenarien und stellt diese der Öffentlichkeit zur Verfügung.[5]

Unsere Szenarien zeigen: Nicht zu handeln, wird teuer – und zwar sowohl für den globalen Süden als auch für den globalen Norden.

Die gewaltigen gesamtwirtschaftlichen Belastungen lassen sich mit einem geordneten Übergang deutlich abfedern. In einem geordneten Übergang werden die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen so frühzeitig und gezielt gesetzt, dass Real- und Finanzwirtschaft Zeit haben, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Geschäftsmodelle, Produkte, Lieferketten und vieles mehr passen sich an die neue Realität an. 

Geordnet bedeutet also, dass rasch stringente Maßnahmen ergriffen werden, um CO2-Emissionen einzudämmen, die gleichzeitig ökonomisch tragbar für die Wirtschaftsteilnehmer sind. Nicht zuletzt dürfte bei einem geordneten Übergang auch der Preisdruck niedriger ausfallen. 

Klar ist: Damit der Strukturwandel gelingt, braucht es einen geordneten Pfad – und passende Rahmenbedingungen und zwar rechtzeitig. Die verbleibende Zeit, den Pfad für einen geordneten Übergang zu bereiten, sind keine zehn Jahre mehr.

Zentralbanken haben nicht das Mandat zur Klimapolitik. Dieses Mandat haben Regierungen. Der wertvollste Beitrag der Geldpolitik zur Klimapolitik sind stabile Preise. Sie schaffen Planungssicherheit für Unternehmen, Haushalte und Investoren. Nicht zuletzt können CO2-Preise in einem Umfeld niedriger Inflation ihre Lenkungswirkung am besten entfalten. Und diese Lenkungswirkung ist entscheidend für das Gelingen der Transformation.

4 Finanzierung der grünen Transformation

Meine Damen und Herren,

selbst im günstigsten Szenario sind die erforderlichen Investitionen für die grüne Transformation enorm.

Die Europäische Kommission rechnet für die EU auf dem Weg zur Klimaneutralität mit Investitionsanstrengungen von über 600 Milliarden Euro pro Jahr bis 2030.[6] Für Deutschland veranschlagt die KfW notwendige Investitionen in Höhe von rund 190 Milliarden Euro pro Jahr.[7] 

Ein Kraftakt. Trotzdem werden sich diese Investitionen längerfristig auszahlen. Schon heute ist die Stromerzeugung aus Wind und Solar kostengünstiger als aus fossilen Brennstoffen. 

Gut ein Drittel der erforderlichen Investitionen dürften auf sogenannte Mehrinvestitionen entfallen. Diese Mehrinvestitionen entstehen etwa dann, wenn nun der relativ teurere E-Transporter angeschafft wird. Man denke aber auch an anfallende Kosten für die Dämmung einer alten Fassade oder die Installation einer klimafreundlicheren Heizungsanlage. Einmalig erforderliche Investitionen für dauerhaft geringere Nebenkosten. 

Aber auch Unternehmen, die ihre Produktion aufgrund regulatorischer Anforderungen anders aufstellen müssen oder Unternehmen, die etwa im Bereich Green Tech erfolgreich sein wollen, müssen sich finanzieren.

Die öffentliche Hand kann Anreize schaffen für Verbraucher und Unternehmer – durch zielgerichtete Förderprogramme, Kreditgarantien oder Steueranreize. Die staatlichen Mittel sind jedoch knapp, denn die gesellschaftlichen Herausforderungen sind zahlreich. Die genannten vier Ds sowie das aktuelle geopolitische Umfeld setzen den fiskalischen Möglichkeiten klare Grenzen. 

Folglich müssen die erforderlichen finanziellen Mittel zur grünen Transformation im Wesentlichen privat aufgebracht werden. Die Innenfinanzierung aus Gewinnen, Abschreibungen und Rückstellungen funktioniert für große Teile der Industrie nach wie vor gut. Große Unternehmen können zusätzlich auf den Kapitalmarkt zurückgreifen, um geplante Transformationsprojekte umzusetzen. Diese Möglichkeiten stehen dem Mittelstand und jungen Start-ups nicht im gleichen Umfang zur Verfügung. Hier ist der Zugang zu anderen Finanzierungsquellen deshalb umso wichtiger.

Das Bankensystem ist nach wie vor zentrale Säule der Fremdfinanzierung in Deutschland – insbesondere für den Mittelstand. Geschäftsbanken sind regional gut vernetzt und stehen großen und kleinen Unternehmen als Finanzierungspartner zur Verfügung.

Wichtige Transformationsprojekte haben aber oft einen langfristigen Horizont. Die Risiken sind zum Teil hoch, die hinterlegten Kreditsicherheiten häufiger immaterieller Natur, etwa Patente oder Urheberrechte. All das sind Eigenschaften, die die Transformationsfinanzierung vom klassischen Firmenkundengeschäft durchaus unterscheiden. 

Deshalb brauchet es – neben den klassischen Instrumenten – eine Weiterentwicklung des Kapitalmarkts. Hier sehe ich noch Luft nach oben.

5 Weiterentwicklung des Kapitalmarkts

Meine Damen und Herren,

ein breit aufgestellter Finanzsektor hilft, die Lasten der Transformationsfinanzierung auf mehrere Schultern zu verteilen.

Ein tiefer Kapitalmarkt in Ergänzung zu einem gesunden Bankensektor schafft Vorteile: zum einen, Risiken im System besser zu verteilen, und zum anderen, die erforderlichen Investitionsmittel rascher aufzubringen.

Lassen Sie mich kurz auf zwei Entwicklungsfelder eingehen. 

Dazu gehören Verbriefungen als Brücke zwischen Bankenfinanzierung und Kapitalmarkt. Verbriefungen ermöglichen es Banken, Kreditforderungen zu verkaufen und dadurch wieder mehr Raum zu bekommen für Finanzierungen in Innovationen und Transformationsprojekte. Ganz grundsätzlich sind Verbriefungen ein nützliches Instrument, um illiquide Kredite zu bündeln, Risiken aufzuteilen und über den Kapitalmarkt zu refinanzieren. 

Lassen Sie mich betonen, dass die Lehren aus der Finanzkrise gezogen wurden und stets im Bewusstsein bleiben müssen. Verbriefungen in Europa sind mittlerweile transparent strukturiert und risikoadäquat reguliert.

Es ist wichtig, dass die regulatorischen Vorgaben die Stabilität des Finanzsystems im Blick haben – und gleichzeitig keine unnötigen bürokratischen Hürden aufstellen.

Denn das Interesse an diesem Instrument nimmt zu. Der Markt für eigenkapitalentlastende Verbriefungen wächst. Auch die EU-Kommission räumt Verbriefungen als Kapitalmarktinstrument eine wichtige Rolle ein. Sie schaffen Freiraum in den Bilanzen der Banken und können so die Möglichkeiten zur Kreditvergabe erweitern. 

Durch eine Wiederbelebung dieser Instrumente könnten Kapitalmärkte in Europa stärker zusammenwachsen. Und weiteres Kapital zur Transformation kann mobilisiert werden.

Als zweites wichtiges Entwicklungsfeld sehe ich den Bereich der Wagniskapitalfinanzierung, also Venture Capital. 

Hier kommen institutionelle Investoren ins Spiel: Versicherer, Versorgungswerke und klassische Fondsgesellschaften ebenso wie Private-Equity-Gesellschaften. Spezialisierte Wagniskapitalgeber ermöglichen jungen, innovativen Start-ups, ihre Ideen zur Marktreife zu bringen.

Im Vergleich zum außereuropäischen Ausland ist der Wagniskapitalmarkt in Deutschland noch ausbaufähig. Dabei braucht es meines Erachtens noch mehr Mut, Start-ups als die Wachstumsmotoren von morgen zu fördern.

Vielversprechende Ansätze sehe ich dabei gerade hier in München. Innovationshubs in der Region vermitteln zwischen Wissenschaft, jungen Unternehmen und Kapitalgebern. 

Ich erwähnte ja eingangs UnternehmerTUM. Eine Idee, die dort finanziert wird, dreht sich um das Thema Energiespeicher, also Batterien und Akkus. Mobilität, Arbeiten und modernes Kommunizieren hängen von Energiespeichern ab, die seltene Erden beinhalten. Hier gibt es nun Ansätze, die uns unabhängiger davon machen – etwa durch das Recycling von Speichern. 

Solche Ideen begeistern mich. Sie zeigen, wie digitale Technologien nachhaltig genutzt werden können. Durch digitale Technologien wiederum können auch wichtige Impulse für die grüne Transformation entstehen. 

Das sogenannte Green Tech ist an der Schnittstelle zwischen Umwelt, Wissenschaft, Technik und Wirtschaft. Dabei geht es etwa um innovative Speichersysteme von Wind- und Solarenergie. Green Tech fördert Wachstumsimpulse, Unternehmergeist zieht auf. 

Transformation findet in der Realwirtschaft statt. Doch es braucht Finanzmärkte, um den Strukturwandel zu finanzieren. Je rascher und effizienter Kapital in die Wachstumsprojekte von morgen gelangt, desto eher kann der Strukturwandel gelingen. 

Ein starker Finanzplatz Deutschland ist daher eine wichtige Stütze für eine erfolgreiche Transformation. 

Eine große Chance sehe ich: Deutschland hat das Zeug dazu, in der Finanzierung der grünen Transformation an der Spitze zu stehen. Denken Sie nur an den Markt für die sogenannten grünen Anleihen, über den sich ökologische Projekte finanzieren lassen. Hier ist Deutschland global vorne dabei.

Bei der Finanzierung der Transformation geht es vor allem um die Finanzierung des Übergangs. Dabei stehen emissionsstarke Unternehmen im Fokus. Emissionsstarke Unternehmen, die über die nächsten zwei Dekaden emissionsneutral werden wollen, brauchen eine Finanzierung. 

Ein Finanzsystem, das dafür Lösungen anbietet, hat zwei große Chancen. Erstens, es wird globaler Vorreiter in der Transformationsfinanzierung sein. Zweitens, es stellt sich als wahrer Dienstleister für die Realwirtschaft dar. Vor diesem Hintergrund bietet sich dem Finanzplatz Deutschland eine große Chance.

6 Schluss

Meine Damen und Herren,

die grüne Transformation ist eine enorme Chance für Deutschland und sie kann gelingen!

Ein Dreh- und Angelpunkt für das Gelingen ist die Finanzierung des enormen Kapitalbedarfs. Daher muss das Finanzsystem als notwendige Infrastruktur für den Wandel der Realwirtschaft verstanden werden. 

Letztendlich geht es darum, Strukturen für ein nachhaltiges Wachstum zu schaffen – und so zukünftigen Wohlstand zu sichern. 

Aber es geht eben auch um Veränderungsbereitschaft und Risikobereitschaft. Unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft haben genau das in der Vergangenheit bewiesen.

Meine Damen und Herren, auf uns kommt es an. Wir können einen Unterschied machen. Jeder auf seinem Gebiet.

Vielen Dank.

 

Fußnoten:

  1. Siehe Deutsche Bundesbank (2023), Wirtschaftsstandort Deutschland: ausgewählte Aspekte der aktuellen Abhängigkeit und mittelfristigen Herausforderungen, Monatsbericht September, S. 15-36.
  2. Vgl. Falck, O. und A. Kaura (2023), Green skills in German manufacturing, CESifo EconPol Policy Brief 55, Vol. 7.
  3. Vgl. Studie: Weniger Bier? Klimawandel schmälert Hopfen-Ernte - Wissen - Nordbayerischer Kurier
  4. Vgl. Deutsche Bundesbank (2022), Klimawandel und Klimapolitik: Analysebedarf und -optionen aus Notenbanksicht, Monatsbericht Januar, S. 33-62.
  5. Vgl. Network of Central Banks and Supervisors for Greening the Financial System (2022), Data & Resources Archive 2021 (Phase II), Scenarios Portahttps://www.ngfs.net/ngfs-scenarios-portal/data-resources
  6. Vgl. European Commission (2023), 2023 Strategic Foresight Report, Communication from the Commission to the European Parliament and the Council.
  7. Vgl. Brand, S., Römer, D. und M. Schwarz (2021), 5 Bio. EUR klimafreundlich investieren – eine leistbare Herausforderung, Fokus Volkswirtschaft Nr. 350, KfW Research.