April-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland Belebung der Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten

  • Die im Rahmen des Bank Lending Survey (BLS) befragten deutschen Banken haben im ersten Quartal 2024 ihre Vergaberichtlinien für Unternehmenskredite, private Wohnungsbaukredite sowie Konsumenten- und sonstige Kredite wie erwartet per saldo gestrafft. In allen Kreditsegmenten blieben die Straffungen aber etwas hinter den Planungen aus dem Vorquartal zurück.
  • Die Kreditbedingungen änderten die befragten Banken im Firmenkundengeschäft und für private Wohnungsbaukredite kaum. Die Bedingungen für Konsumenten- und sonstige Kredite passten sie restriktiv an.
  • Die Nachfrage ging bei Unternehmenskrediten erneut zurück. Der Rückgang war jedoch insgesamt geringer als in den Vorquartalen. Die Nachfrage privater Haushalte nach Baufinanzierungen und Konsumenten- und sonstigen Krediten stieg erstmals seit etwa zwei Jahren wieder an. 
  • Die bereits getroffenen und die zukünftig erwarteten Leitzinsentscheidungen des EZB-Rats trugen über einen positiven Effekt auf das Zinsergebnis zu einer Verbesserung der Ertragslage der Banken im Winterhalbjahr 2023/24 bei. Für das Sommerhalbjahr 2024 rechnen die Banken dagegen mit einem negativen Effekt der Leitzinsentscheidungen auf das Zinsergebnis und auf ihre Ertragslage.

Die Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) erfasst drei Kreditsegmente: Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte, sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken strafften per saldo die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) in allen Kreditsegmenten. Der Nettoanteil von Banken, die ihre Anforderungen erhöhten, lag bei Unternehmenskrediten bei +6 % (nach +6 % im Vorquartal), bei Wohnungsbaukrediten bei 7 % (nach 0 % im Vorquartal) und bei Konsumenten- und sonstigen Krediten bei +14 % (nach +4 % im Vorquartal).In allen Kreditsegmenten blieben die Anpassungen etwas hinter den in der vergangenen Umfragerunde genannten Planungen für das erste Quartal zurück. Die Banken begründeten die Straffungen ihrer Kreditrichtlinien im Wesentlichen mit einem ihrer Einschätzung nach erhöhten Kreditrisiko und der Umsetzung der Anforderungen der 7. MaRisk-Novelle. Für das zweite Quartal 2024 planen die Banken, ihre Richtlinien per saldo in allen drei Kreditsegmenten erneut zu straffen. Hierfür führten sie die gleichen Gründe an wie für die aktuellen Straffungen. 

Veränderung der Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite und ausschlaggebende Faktoren

Die Kreditbedingungen (d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten) im Unternehmensgeschäft und für private Wohnungsbaukredite insgesamt änderten die Banken kaum. Die Bedingungen für Konsumenten- und sonstige Kredite wurden dagegen restriktiv angepasst. Die Straffungen bei den Konsumenten- und sonstigen Krediten begründeten die Banken vor allem mit ihrer gesunkenen Risikotoleranz und dem ihrer Einschätzung nach gestiegenen Kreditrisiko.

Die Nachfrage nach Bankkrediten ging in Deutschland im Firmenkundengeschäft zurück und stieg bei den privaten Haushalten erstmals seit etwa zwei Jahren wieder an. 

Veränderung der Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten und ausschlaggebende Faktoren

Der Rückgang der Nachfrage im Firmenkundengeschäft war insgesamt geringer als in den Vorquartalen, fiel aber stärker aus als von den Banken im Vorquartal erwartet worden war. Für den Rückgang der Nachfrage waren das allgemeine Zinsniveau und der geringe Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen sowie für Fusionen, Übernahmen und Unternehmensumstrukturierungen gleichermaßen verantwortlich. Positive Impulse gingen dagegen erstmals wieder vom Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel aus. 

Für die Belebung der Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten war in erster Linie das allgemeine Zinsniveau ursächlich. Diese Entwicklung dürfte vor allem auf den Rückgang der langfristigen Zinssätze am Kapitalmarkt zurückzuführen sein. Auch die laut Angaben der Banken verbesserten Aussichten der privaten Haushalte auf dem Immobilienmarkt stimulierten erstmals seit zwei Jahren wieder die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten. Zudem gingen auch vom Verbrauchervertrauen erstmals seit mehreren Quartalen wieder positive Impulse aus. Den Anstieg der Nachfrage nach Konsumenten- und sonstigen Krediten führten die Banken im Wesentlichen auf die gestiegene Anschaffungsneigung der privaten Haushalte zurück. Die Kreditablehnungsquote nahm in allen Kreditsegmenten erneut zu. Für die kommenden drei Monate rechnen die befragten Banken mit einem unveränderten Mittelbedarf seitens der Unternehmen. Bei privaten Wohnungsbaukrediten und Konsumenten- und sonstigen Krediten gehen sie dagegen von einer Fortsetzung des Nachfrageanstiegs aus. 

Die April-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken und zu den Auswirkungen der bereits getroffenen und der zukünftig erwarteten Leitzinsentscheidungen des EZB-Rats. Zudem waren Fragen zu den Auswirkungen der geldpolitischen Portfolien des Eurosystems und zu den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften III (GLRG III) enthalten.

Die deutschen Banken berichteten vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten von einer im Vergleich zum Vorquartal etwas verbesserten Refinanzierungssituation. Die Leitzinsentscheidungen des EZB-Rats beeinflussten die Ertragslage der Banken in den vergangenen sechs Monaten insgesamt positiv. Allerdings berichteten weniger Banken als bei der letzten Befragung im Oktober 2023 von einem positiven Einfluss. Der positive Einfluss wird nach wie vor auf eine Zunahme des Zinsergebnisses zurückgeführt. Für das Sommerhalbjahr 2024 rechnen die Banken mit einem negativen Einfluss der Leitzinsentscheidungen auf das Zinsergebnis und ihre Ertragslage. Die Veränderungen der für geldpolitische Zwecke gehaltenen Wertpapierbestände des Eurosystems wirkten für sich genommen negativ auf die Marktfinanzierungsbedingungen der Banken. Den Einfluss auf die Ertragslage beurteilten die Banken als positiv. Denn die geldpolitischen Portfolios trugen zu einem Anstieg des Zinsergebnisses bei. Die Auswirkungen der GLRG III auf die finanzielle Situation der Banken schwächten sich in den letzten sechs Monaten weiter ab. So berichteten die Banken einzig mit Blick auf ihre Liquiditätsposition von einem positiven Einfluss.

Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand in der Zeit vom 29. Februar bis zum 15. März 2024 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 33 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 %.

 

Veränderung der Kreditrichtlinien für private Wohnungsbaukredite und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Kreditrichtlinien für private Wohnungsbaukredite und ausschlaggebende Faktoren

Veränderung der Nachfrage nach Unternehmenskediten und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Nachfrage nach Unternehmenskediten und ausschlaggebende Faktoren