Jens Weidmann ©Frank Rumpenhorst

Weidmann: Neue Strategie hilft der Geldpolitik, Preisstabilität zu sichern

Aus Sicht von Bundesbankpräsident Jens Weidmann hilft die neue Strategie der Geldpolitik, Preisstabilität für die Menschen im Euroraum zu sichern. „Eine Inflationsrate von 2 Prozent in der mittleren Frist ist als Ziel klar und leicht zu verstehen. Wir streben weder niedrigere noch höhere Raten an. Das war mir wichtig“, kommentierte Weidmann die Ergebnisse der Strategieüberprüfung, die der EZB-Rat im Januar 2020 begonnen hatte.

Neues Inflationsziel als Kernelement der Strategie

Die Europäische Zentralbank (EZB) stellte am Donnerstag die neue geldpolitische Strategie des EZB-Rats vor. Kernelement der Strategie ist das neue Inflationsziel. Künftig zielt der EZB-Rat auf eine Inflationsrate von mittelfristig 2 Prozent ab. Bisher strebte er eine mittelfristige Inflationsrate von „unter, aber nahe 2 Prozent“ an. Das neue Ziel sei „symmetrisch“ zu verstehen, erläutert die EZB in einer Pressemitteilung: „Negative Abweichungen von diesem Zielwert sind ebenso unerwünscht wie positive“. Das Inflationsziel von 2 Prozent bilde einen klaren Anker für die Inflationserwartungen, was für die Gewährleistung von Preisstabilität von entscheidender Bedeutung sei.

Vorübergehend könne es zu Abweichungen vom Ziel in die eine oder andere Richtung kommen, sagte Weidmann. „Aber wir machen unsere Geldpolitik nicht von Zielverfehlungen in der Vergangenheit abhängig: Unsere Strategie bleibt nach vorne gerichtet und berücksichtigt die neue Herausforderung der effektiven Zinsuntergrenze.“

Kosten für selbstgenutztes Wohneigentum sollen einbezogen werden

Um zu bewerten, ob das Preisstabilitätsziel erfüllt ist, wird weiterhin der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) als geeignete Messgröße verwendet. Allerdings spricht sich der EZB-Rat dafür aus, dass der HVPI künftig auch Kosten für selbstgenutztes Wohneigentum in den HVPI einbezieht. Dies könne die für private Haushalte relevante Inflation besser abbilden, heißt es in der EZB-Presseerklärung. Der Bundesbankpräsident begrüßte diese Entscheidung: „So kommt die Preismessung der Lebenswirklichkeit der Menschen im Durchschnitt noch näher“, sagte Weidmann.

Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen

Der EZB-Rat sei fest entschlossen, innerhalb seines Mandats dafür zu sorgen, dass das Eurosystem, im Einklang mit den Klimaschutzzielen der EU, die Implikationen des Klimawandels und des Übergangs zu einer CO2-armen Wirtschaft für die Geldpolitik und das Zentralbankwesen in vollem Umfang berücksichtige – so heißt es in der Erklärung der EZB zur geldpolitischen Strategie. Dementsprechend hat sich der EZB-Rat zu einem ambitionierten klimabezogenen Maßnahmenplan verpflichtet. Neben der umfassenden Berücksichtigung von Klimafaktoren in seiner geldpolitischen Beurteilung werde der EZB-Rat seinen geldpolitischen Handlungsrahmen in den Bereichen Offenlegung, Risikobewertung, Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors und Sicherheitenrahmen anpassen.

„Klimawandel und Klimaschutz werden künftig eine bedeutende Rolle dabei spielen, wie wir unser Mandat erfüllen“, sagte Weidmann. „Wir bauen nicht nur unsere Analysekapazitäten aus. Es ist richtig, dass wir insbesondere bei den finanziellen Risiken aus Klimawandel und Klimapolitik ansetzen, die Offenlegung notwendiger Informationen fordern und unser Risikomanagement verbessern.“

Verbesserte Kommunikation

Der EZB-Rat hat eine Reihe weiterer Änderungen beschlossen. So soll die Bekanntgabe der geldpolitischen Beschlüsse durch die Erklärung zur Geldpolitik, die Pressekonferenz, den Wirtschaftsbericht und die Zusammenfassung der geldpolitischen Sitzungen angepasst werden, um die neue geldpolitische Strategie widerzuspiegeln. Ergänzt würden diese Produkte durch zielgruppengerechte und optisch ansprechende geldpolitische Kommunikationsformate, die sich an die breite Öffentlichkeit richten. Außerdem strebt der EZB-Rat einen regelmäßigeren Dialog mit der breiten Bevölkerung wie im Rahmen der jetzigen Strategieüberprüfung an. Auch beabsichtigt der EZB-Rat, die Angemessenheit seiner geldpolitischen Strategie regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Die nächste Überprüfung sei für das Jahr 2025 zu erwarten.