TARGET2-Securities erfolgreich gestartet

Der neue europäische Wertpapier­abwicklungsservice TARGET2-Securities (T2S) ist planmäßig am 22. Juni 2015 gestartet. Das Eurosystem bietet mit T2S eine gemeinsame Wertpapierabwicklungsplattform für ganz Europa an. Mit T2S wird nicht nur die grenzüberschreitende Abwicklung von Wertpapiergeschäften sicherer und günstiger und damit die Fragmentierung des europäischen Wertpapierabwicklungsmarktes überwunden. T2S bietet zudem auch ein erhebliches Potenzial für Optimierung im Liquiditätsmanagement.

Bereits am vergangenen Wochenende sind die Zentralverwahrer aus Malta, Griechenland, Rumänien und der Schweiz in einer ersten Welle erfolgreich auf die T2S-Plattform gehoben worden. Italien folgt am 31. August 2015. Die anderen europäischen Zentralverwahrer werden in drei weiteren Wellen bis Februar 2017 migrieren. Dem deutschen Markt bleibt noch ein wenig Zeit für die Vorbereitung. Der deutsche Zentralverwahrer Clearstream Banking AG, ein Tochterunternehmen der Deutsche Börse AG, wird im September 2016 auf T2S wechseln. Damit beginnt die Vision einer zentralen Drehscheibe innerhalb von Europa für die Wertpapierabwicklung in Zentralbankgeld nach rund siebenjähriger Vorbereitungszeit Realität zu werden.

"Wir sind stolz darauf, mit T2S das bisher mit Abstand größte Eurosystemprojekt im Infrastrukturbereich gemeinsam mit der EZB, den drei Partner-Zentralbanken, den Zentralverwahrern und den Banken planmäßig an den Start gebracht zu haben", sagt Jochen Metzger, Leiter des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklung und Mitglied des T2S Board. Den offiziellen Startschuss für T2S gab der Rat der Europäischen Zentralbank am 17. Juli 2008. Die Deutsche Bundesbank hat T2S daraufhin zusammen mit der Banque de France, der Banca d’Italia und dem Banco de España als "4ZB" - entwickelt und betreibt es auch zusammen mit den drei Partner-Zentralbanken.

Günstiger und sicherer

T2S bedeutet allerdings viel mehr als lediglich effiziente Wertpapierabwicklung. Es bietet den Finanzmarktakteuren vor allem Optimierungspotenzial im Liquiditäts- und Sicherheitenmanagement. Insbesondere aus der möglichen Bündelung von Wertpapierbeständen und dem Cashpooling können Banken merkliche Ersparnisse an Zentralbankliquidität und Sicherheiten generieren. Diese Effekte werden zudem durch intelligente Optimierungsalgorithmen des T2S-Abwicklungsprozesses, Effekte aus der Verrechnung über alle teilnehmenden Märkte und das breite Angebot der Selbstbesicherung verstärkt.

Mit dem Start von T2S hat auch die Deutsche Bundesbank die ersten Geldkonten für ihre Kunden in T2S eröffnet, die mit Zentralverwahrern der ersten Welle in Geschäftsbeziehung stehen. Mit der Migration des italienischen Marktes Ende August wird die Bundesbank auch den Instituten, die bereits ein Geldkonto in T2S bei der Bundesbank unterhalten, Innertageskredit im Rahmen der Selbstbesicherung anbieten. Im Rahmen der Selbstbesicherung gewährt die Bundesbank diesen Instituten Innertageskredit auf Basis erhaltener Wertpapiere, so dass sich das jeweilige Wertpapiergeschäft – bis auf einen Bewertungsabschlag – von selbst finanziert.

Deutsche Banken müssen sich rüsten

Vorstandmitglied Carl-Ludwig Thiele empfiehlt mit Blick auf den deutschen Start: "Sofern nicht bereits geschehen, sollten sich die deutschen Banken bis September 2016 intensiv mit T2S auseinandersetzen. Nicht nur, um sich technisch entsprechend zu rüsten, sondern auch um die Chancen optimal für sich zu nutzen." Nur so würden sie künftig im harten europäischen Wettbewerb erfolgreich bestehen können.