Eine Mauer im Rohzustand ©Adobe Stock / blende11.photo

Schwächephase der deutschen Wirtschaft könnte sich fortsetzen

Die deutsche Wirtschaftsleistung schrumpfte im Schlussquartal 2023, heißt es im Monatsbericht Februar. Im vierten Quartal ging das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemäß der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes saisonbereinigt um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurück, nachdem es in den ersten drei Quartalen 2023 nahezu stagniert hatte. Insbesondere der seit längerem schwache Auftragseingang dürfte sich vermehrt in der Industrieproduktion niedergeschlagen haben. Umfragen des ifo Instituts zufolge stieg der Anteil der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe mit Auftragsmangel seit April 2023 kontinuierlich an und betrug zuletzt 37 Prozent. Zudem dämpften gestiegene Finanzierungskosten und das Auslaufen des Umweltbonus die Investitionen. Die gestiegenen Zinsen und die ungünstige Witterung mit hohen Niederschlagsmengen belasteten zudem die Bauproduktion und Bauinvestitionen. Die niedrigere Inflation, der robuste Arbeitsmarkt und das kräftige Lohnwachstum stützten hingegen den privaten Konsum. Die privaten Haushalte blieben mit ihren Ausgaben aber wohl noch vorsichtig.

Einige Belastungsfaktoren bleiben wohl auch Anfang 2024 bestehen und die Wirtschaftsleistung könnte im ersten Quartal erneut etwas zurückgehen. Die seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine andauernde Schwächephase der deutschen Wirtschaft würde sich damit zwar fortsetzen. Eine Rezession im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung kann aber weiterhin nicht festgestellt werden und ist derzeit auch nicht zu erwarten, schreiben die Fachleute.

Arbeitsmarkt weiterhin recht robust

Die langanhaltende wirtschaftliche Schwächephase wirkte sich bislang nur mild auf den Arbeitsmarkt aus, so der Bericht. Trotz gesunkener Wirtschaftsleistung habe sich die Beschäftigung im Herbstquartal um 28.000 Personen erhöht. Vor allem in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen, öffentlicher Dienst sowie Bildung und Erziehung wurde Personal aufgestockt. Ebenfalls positiv entwickelte sich der Beschäftigungsstand bei unternehmensnahen Dienstleistungen und im Verkehrsbereich sowie der Lagerhaltung. Dagegen sank der Personalbestand bei der Leiharbeit und im Handel leicht.

Im Januar sei die Arbeitslosigkeit wie bereits im Dezember nahezu unverändert geblieben. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen erhöhte sich saisonbereinigt im Dezember und Januar etwas. Somit gibt es keine Anzeichen für eine bevorstehende spürbare Verschlechterung am Arbeitsmarkt durch die schwache Konjunktur, schreiben die Fachleute. 

Inflationsrate nach Wegfall Sondereffekt wieder etwas gesunken

Der Anstieg der Verbraucherpreise (gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex) sank gemäß dem Bericht im Januar wieder etwas von 3,8 auf 3,1 Prozent. Ausschlaggebend war der Wegfall des Basiseffektes durch die Erdgas-Wärme-Soforthilfe 2022, der die Dezember-Rate deutlich erhöht hatte. Zudem nahm die Teuerung bei Nahrungsmitteln und Industriegütern ohne Energie deutlich ab. Dagegen erhöhte sich zu Jahresbeginn die Dynamik der Preise für Dienstleistungen. So stiegen die Mieten merklich und zahlreiche Versicherungstarife wurden deutlich nach oben angepasst. Außerdem verteuerten sich die Preise in Restaurants und Cafés außerordentlich kräftig, was auf das Auslaufen der zeitweisen Umsatzsteuersenkung für Speisen vor Ort zurückzuführen ist. 

Für die nächsten Monate erwarten die Fachleute eine tendenziell weiter sinkende Inflationsrate. Aufgrund von unterschiedlichen Basiseffekten bei Energie und öffentlichem Personennahverkehr könne es aber zu hohen Schwankungen der Vorjahresrate kommen. Auch die Tatsache, dass Ostern dieses Jahr früher als im vergangenen Jahr ist, werde sich auf die Preise von Pauschalreisen und damit auf die Inflationsrate auswirken. In den nächsten Monaten werde sich der Preisdruck bei Lebensmitteln und anderen Waren vermutlich weiter verringern. Bei den Dienstleistungen dürfte er sich aber langsamer abbauen, auch wegen des nach wie vor kräftigen Lohnwachstums.