Autotransport mit dem Güterzug ©EKH-Pictures / Adobe Stock

Monatsbericht: Deutsche Wirtschaft weiter in Schwächephase

Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiter in einer Schwächephase. Im zweiten Quartal 2023 stagnierte das saisonbereinigte reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemäß Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes auf dem Niveau des Vorquartals. Die schwache Auslandsnachfrage und die gestiegenen Finanzierungskosten würden auf der Wirtschaft lasten, heißt es im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank. Die hohen Auftragspolster in der Industrie und im Bau sowie nachlassende Lieferengpässe würden einer noch schwächeren Entwicklung entgegenstehen. Rückenwind erhalte die Wirtschaft von einem soliden Arbeitsmarkt.

Privater Konsum stützt die Wirtschaft

Im Sommerquartal dürfte die Wirtschaftsleistung erneut in etwa stagnieren. Der private Konsum dürfte nach Einschätzung der Fachleute die Wirtschaft stützen. „Aufgrund der stabilen Beschäftigung und kräftiger Lohnsteigerungen bei rückläufigen Inflationsraten dürfte sich die Erholung des privaten Konsums fortsetzen“, schreiben sie. Dies gebe auch dem Dienstleistungssektor einen Schub. Der vom Marktforschungsinstitut GfK ermittelte Konsumklimaindex habe sich zuletzt wieder verbessert. Auto-Käufe könnten wieder positiv zum privaten Konsum beitragen, wie Daten des VDA signalisierten. Umfragen des ifo Instituts deuteten allerdings darauf hin, dass der Anstieg des privaten Konsums schwach ausfallen könnte, da Unternehmen in konsumnahen Wirtschaftsbereichen wie dem Einzelhandel oder dem Gastgewerbe ihre Geschäftslage schlechter als im Vorquartal beurteilen würden. 

Industrieproduktion bremst Wirtschaftsentwicklung

Die schwache Industrieproduktion dürfte im Sommerquartal die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dämpfen. Die niedrigere Nachfrage nach Industrieerzeugnissen hielt nach Einschätzung der Fachleute bis zuletzt an. „Der industrielle Auftragseingang erhöhte sich im zweiten Quartal zwar leicht gegenüber dem Vorquartal. Das lag jedoch ausschließlich an Großaufträgen, die meistens über einen längeren Zeitraum abgearbeitet werden. Ohne diese ginge die Nachfrage sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland kräftig zurück“, schreiben sie. Auf eine Abschwächung der Industriekonjunktur deuteten auch die kurzfristigen Produktionspläne und Exporterwartungen hin, welche laut ifo Institut deutlich pessimistischer wurden. Positiv auf die Industrieerzeugung wirkten weiter nachlassende Lieferengpässe und das hohe Auftragspolster.

Arbeitsmarkt weiterhin recht robust

Trotz der stagnierenden Wirtschaftsentwicklung zeigt sich der Arbeitsmarkt als recht robust. Gleichwohl hätte sich das zuvor recht hohe Tempo des Beschäftigungsanstiegs laut Bericht im Frühjahr spürbar reduziert und auch die Arbeitslosigkeit sei moderat angestiegen. Die Frühindikatoren deuteten darauf hin, dass die Beschäftigung in den kommenden Monaten stabil bleiben und die Arbeitslosigkeit weiter leicht steigen werde. 

Inflationsrate weiterhin hoch

Der kräftige Anstieg der saisonbereinig­ten Verbraucherpreise (gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex) setzte sich gemäß Bundesbank-Bericht auch im Frühjahr fort. Vor allem verarbeitete Nahrungsmittel wie Getreide oder Getränke, Industriewaren ohne Energie und Dienstleistungen verteuerten sich weiterhin stark. Die Preise für Energie sanken erneut, allerdings nicht mehr so deutlich wie zu Beginn des Jahres. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Inflationsrate insgesamt im zweiten Quartal 2023 von 8,8 Prozent auf 6,9 Prozent. Maßgeblich dafür sei, dass die Energiepreise im Vorjahr im Zuge der russischen Invasion in der Ukraine stark gestiegen waren und dieser Effekt nun entfiel, schreiben die Autorinnen und Autoren. Die Nahrungsmittelpreise überstiegen mit rund 14 Prozent immer noch ganz erheblich ihr Vorjahresniveau, aber etwas weniger als im Winter. Auch Industriegüter ohne Energie verteuerten sich weniger stark als zu Beginn des Jahres.

Für den Herbst erwarten die Fachleute, dass die Inflationsrate aufgrund nachlassender Energiepreise weiter sinkt. Für zusätzliche Kostenentspannung dürften der abnehmende Preisdruck entlang der Lieferketten und auslaufende Sondereffekte, wie die vorübergehenden Entlastungsmaßnahmen aus dem Vorjahr (z. B. das Neun-Euro-Ticket), sorgen. Dagegen bleibe das Lohnwachstum voraussichtlich auch über das Jahr 2023 hinaus kräftig. „Dies ist ein wesentlicher Grund, weshalb die Inflationsrate noch über längere Frist oberhalb von 2 Prozent verharren dürfte“, schreiben die Expertinnen und Experten.