„Die Rentabilität der deutschen Banken hat sich deutlich verbessert“ Interview in der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen
Das Gespräch führte Philipp Otto.
Herr Theurer, die deutsche Wirtschaft schwächelt und läuft international der Entwicklung hinterher. Mit welchen Gefühlen schaut der Bundesbank-Vorstand Michael Theurer auf diese Entwicklung?
Ich schaue mit gemischten Gefühlen auf die deutsche Konjunktur. Auf der einen Seite stimmt es: Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle. Wie der Sachverständigenrat im November festgestellt hat, ist das reale BIP in den vergangenen fünf Jahren nur um 0,1 Prozent gewachsen. Damit konnten wir nicht – wie in der Vergangenheit – vom wesentlich dynamischeren Wachstum der Weltwirtschaft profitieren. Dies liegt meiner Meinung nach nicht nur an zyklischen, sondern auch an strukturellen Faktoren, die wir stärker angehen müssen.
Auf der anderen Seite ist es erfreulich, dass wir uns mit der Preisentwicklung in Deutschland und Europa auf dem richtigen Weg befinden. Es ist außerdem nicht gerechtfertigt, das Land schlecht zu reden. Unsere Unternehmen sind nach wie vor sehr innovationsfähig. Um die Potenziale unserer Volkswirtschaft stärker zu nutzen, sollten wir allerdings Bürokratielasten reduzieren, Genehmigungsprozesse vereinfachen und die Verwaltung digitalisieren.
Was sind Ihre Erwartungen an das kommende Jahr?
Auch das Jahr 2025 dürfte herausfordernd werden. Die neue Deutschland-Prognose der Bundesbank zeigt einen deutlich eingetrübten Wachstumsausblick. Für die deutsche Wirtschaft erwarten unsere Fachleute nur noch ein BIP-Wachstum von (kalenderbereinigt) 0,2 Prozent im kommenden Jahr. Durch das anhaltend schwache Wachstum trübt sich auch der Arbeitsmarkt zunehmend ein. Immerhin – die Inflationsrate in Deutschland dürfte ab 2026 allmählich auf 2 Prozent sinken. Im Euroraum, für den diese Marke den geldpolitischen Zielwert darstellt, wird es wohl sogar noch etwas schneller gehen. Nach der neuen Prognose des Eurosystems erreicht dort die Inflationsrate schon etwa zur Mitte des kommenden Jahres 2 Prozent.
Aber es gibt natürlich auch Unsicherheitsfaktoren für unsere Prognosen. Eine Reihe von geopolitischen Entwicklungen hat beachtliches Störpotenzial – zum Beispiel die anhaltenden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten.
Mit der zweiten Amtszeit von Donald Trump dürfte es zudem in den USA einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel geben. Wie genau dieser aussehen wird, ist noch unklar. Fest steht allerdings: Die Auswirkungen werden wir in Europa und Deutschland spüren.
Und auch in Deutschland könnte sich nach den vorgezogenen Neuwahlen Anfang 2025 Jahres einiges ändern. Das alles trägt zur Unsicherheit in der Wirtschaft bei.
Und wie blickt der Bankenaufseher Theurer auf die aktuellen Entwicklungen?
Als für Finanzstabilität und Bankenaufsicht zuständiges Vorstandsmitglied besorgt mich das geringe Wirtschaftswachstum. Denn die Entwicklung der Realwirtschaft hat natürlich immer auch einen großen Einfluss auf den Finanzmarkt.
Vor allem die Kreditrisiken korrelieren mit der wirtschaftlichen Entwicklung, sie manifestieren sich üblicherweise aber eher schleichend. So sehen wir eine stetige Erhöhung der Quote notleidender Kredite, die vor allem auf die Verschlechterung der Kreditqualität in Gewerbeimmobilien-Portfolios zurückgeht. Obwohl die Quoten im historischen und europäischen Vergleich niedrig sind, beobachten wir den kontinuierlichen Anstieg aufmerksam.
Darüber hinaus haben sich die Cyber-Bedrohungslage und das dadurch getriebene operationelle Risiko für Institute seit der Invasion Russlands in der Ukraine verschärft. Gleichzeitig wird der Finanzsektor – notwendigerweise – immer digitaler. Aber das IT-Sicherheitsmanagement hinkt dem hinterher. Hier haben viele Institute noch nicht den Reifegrad erreicht, den wir als Aufsicht erwarten.
Des Weiteren haben die Institute 2023 ein hervorragendes Zinsergebnis erzielt und ihre Rentabilität steigern können. Das ist erfreulich und diese Entwicklung dürfte sich im Großen und Ganzen auch 2024 fortsetzen. Ob diese Entwicklungen aber auch darüber hinausfortgeschrieben werden können, ist allerdings fraglich – auch weil die aktuell hohen Zinsüberschüsse nicht nachhaltig sein dürften, falls das Zinsniveau weiter sinkt.
Die Kreditvergabe der Banken und Sparkassen an Unternehmen in Deutschland wächst nicht besonders stark – ist das eine Entwicklung, die Ihnen Sorgen bereitet?
Die Kreditvergabe ist momentan eher verhalten, was vor allem der geringen Nachfrage geschuldet ist. Beispielsweise hat sich die Neukreditvergabe an private Haushalte seit der zweiten Jahreshälfte 2022 halbiert. Die weiterhin niedrige Kreditnachfrage führt dazu, dass die derzeit immer noch recht hohen Zinsen eher geringfügig auf der Aktivseite der Bankbilanzen festgeschrieben wurden und werden. Und die verhaltene volkswirtschaftliche Entwicklung verspricht aktuell auch keine schnelle Verbesserung.
Aber die geringere Kreditvergabe ist auch Ausdruck der Kreditvergabestandards der Banken: Sie schätzen die Risiken derzeit höher ein und verhalten sich deshalb restriktiver in ihrer Kreditvergabe, insbesondere bei Unternehmen. So sollte es auch sein, um übermäßige Risiken zu vermeiden.
Die aktuelle Situation ist sowohl angebots- als auch nachfrageseitig geprägt: Wie ließe sich die große Investitionszurückhaltung am besten auflösen?
Die deutsche Wirtschaft ist traditionell industriestark und benötigt dementsprechend einen modernen und leistungsfähigen Kapitalstock. Zudem erfordert die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität umfangreiche Investitionen besonders in den Bereichen erneuerbare Energien und digitale Infrastruktur. Wir sind also auf Investitionen angewiesen.
Derzeit sind die gesamtwirtschaftlichen und gewerblichen Investitionsausgaben allerdings niedriger als vor der Pandemie. Gebremst haben Materialengpässe, hohe Energiepreise sowie hohe Finanzierungskosten. Wenn sich an den aktuellen Rahmenbedingungen nichts ändert, wird die Investitionstätigkeit langfristig weiter durch den demografischen Wandel und dauerhaft erhöhte Energiepreise belastet.
Die Investitionstätigkeit ist zu gewissen Teilen von zyklischen Faktoren abhängig. Aber die strukturellen Faktoren sind mindestens genauso wichtig: Wir müssen die staatlichen Rahmenbedingungen verbessern, um Investitionen in die deutsche Wirtschaft attraktiver zu machen. Dazu gehören zum Beispiel Planungssicherheit bei der grünen Transformation, wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung, gut ausgebildete Arbeitskräfte, eine digitale Verwaltung mit einfacheren und schnelleren Verfahren, weniger Bürokratie sowie zügigere Genehmigungsprozesse.
Begrüßen Sie die stetige Verschärfung der Kreditvergaberichtlinien unter Gesichtspunkten der Finanzstabilität?
Die gestiegenen Zinsen und das schwache makroökonomische Umfeld haben dazu geführt, dass Banken vorsichtiger bei der Kreditvergabe geworden sind. Insbesondere bei Wohnimmobilienfinanzierungen lässt sich die stetige Verschärfung aber durch die uns gemeldeten Daten nicht bestätigen. Hier arbeiten wir daran, für eine bessere Datengrundlage zu sorgen. Grundsätzlich ist es mit Blick auf die Finanzstabilität zu begrüßen, wenn Banken im Kreditgeschäft mit Bedacht handeln. Aber es ist ebenso wichtig, dass sie ihre Kreditvergabe nicht übermäßig einschränken, beispielsweise aufgrund bilanzieller Restriktionen. In einem solchen Fall könnte das Bankensystem negative wirtschaftliche Entwicklungen verstärken. Dafür sehen wir aber derzeit keine Anzeichen.
Droht eine Kreditklemme in bestimmten Wirtschaftssektoren, beispielsweise am Bau?
Aufgrund der uns vorliegenden Daten gehen wir derzeit nicht davon aus, dass eine Kreditklemme droht, also eine Situation, in der Banken ihr Kreditangebot wegen bilanzieller Gründe übermäßig stark einschränken. Zwar ist das Wachstum der Unternehmenskredite in Deutschland seit Mitte 2023 schwach. Der Hauptgrund dafür ist jedoch eine geringe Kreditnachfrage, insbesondere wegen anhaltend schwacher privater Investitionen und ausreichend vorhandener interner Finanzierungsmittel. Außerdem sind die Finanzierungskosten für Unternehmen trotz der bisherigen Rücknahme der geldpolitischen Zinserhöhungen noch relativ hoch. Die aktuell gute Resilienz des deutschen Bankensektors spricht gegen außergewöhnliche bankseitige Beschränkungen der Kreditvergabe.
Die Vergabe von Bankkrediten an Bau- und Immobilienunternehmen ist besonders deutlich zurückgegangen. Dies spiegelt die anhaltende Schwäche der zinssensitiven Bauinvestitionen wider. Wie bereits erwähnt, gingen damit erhöhte Kreditrisiken einher – insbesondere bei Gewerbeimmobilien. Deshalb haben die Banken ihre Kreditvergaberichtlinien gegenüber dem Bau- und Immobiliensektor laut unserer regelmäßigen Umfrage zum Kreditgeschäft vergleichsweise kräftig gestrafft. Auch Unternehmensumfragen deuten nicht auf ungewöhnlich starke Finanzierungsprobleme in einzelnen Wirtschaftszweigen hin. Dies bestätigt das Bild einer gesamtwirtschaftlich schwachen Kreditnachfrage.
Die Zinsen sinken wieder, kann das die Kreditnachfrage stimulieren?
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Schwächephase. Nicht zuletzt deshalb schwächelt auch die Kreditnachfrage in Deutschland insgesamt. Das dürfte sich auch auf die Ertragslage der Institute negativ auswirken.
In der Geldpolitik sind wir auf einem guten Weg, unser Ziel Preisstabilität nachhaltig zu erreichen. Das hat es uns ermöglicht, die Zinsen seit Anfang dieses Jahres mehrmals zu senken. Diese Leitzinssenkungen sollten sich auch auf die Bankzinssätze übertragen. Dies dürfte die Kreditnachfrage beleben.
Wie beurteilen Sie die Situation der Banken und Sparkassen in Deutschland?
Die Situation der deutschen SIs und LSIs bleibt stabil. Die Institute sind gut kapitalisiert. Die Rentabilität der deutschen Banken hat sich 2023 deutlich verbessert und dürfte auch 2024 auf hohem Niveau bleiben. Als prominenteste Risiken sehe ich vorrangig Kreditrisiken, insbesondere aus Gewerbeimmobilien, sowie IT-Risiken.
In den vergangenen Quartalen ist der Anteil der notleidenden Kredite von einem niedrigen Niveau aus merklich gestiegen – gleichzeitig nehmen die Kreditrisiko-Vorsorgebestände zu. Wir dringen sehr darauf, Risikovorsorge zu betreiben, denn noch haben die Banken dank des guten Zinsergebnisses ausreichende Mittel hierzu. Außerdem sollten sie ihre Kredite und Aktivitäten dahingehend überprüfen, ob sie in einem wirtschaftlich unsicheren oder gar rezessiven Umfeld ausreichend abgesichert sind.
Die Banken sind schließlich gut beraten, ihre Erträge für Investitionen in eine zukunftsfähige IT-Infrastruktur zu nutzen. Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik ist die gegenwärtige Cyberbedrohungslage „angespannt“ bis „kritisch“. Gleichzeitig müssen wir leider bei unseren Vor-Ort-Prüfungen regelmäßig zahlreiche, sehr ernste Prüfungsfeststellungen machen. Bei der IT-Sicherheit sehen wir einen großen Aufholbedarf in der deutschen Bankenlandschaft und werden als Aufsicht stärker auf Verbesserungen drängen.
Die Institute haben den jüngsten Stresstest im Großen und Ganzen gut gemeistert: Was sind für Sie zentrale Erkenntnisse für die Aufsichtstätigkeit im kommenden Jahr?
In der Tat haben die Banken und Sparkassen den jüngsten Stresstest für kleine und mittelgroße Kreditinstitute im Großen und Ganzen gut gemeistert. Im simulierten Jahrhundertkrisenszenario mit einem deutlich härteren wirtschaftlichen Abschwung als im LSI-Stresstest 2022 würden sie im Aggregat 3,7 Prozentpunkte ihrer harten Kernkapitalquote verlieren, was das Gros der Institute aufgrund seiner komfortablen Kapitalausstattung gut verkraften kann. Mit 14,5 Prozent harter Kernkapitalquote befände sich die Kapitalausstattung nach Stress noch immer auf einem hohen Niveau. Die mittlere zweistellige Zahl von Instituten, die unterhalb der aufsichtlichen Kapitalanforderung liegen würden und damit in Schwierigkeiten kämen, werden wir als Aufsicht fest in den Blick nehmen. Aber nach dem Stresstest ist bekanntlich vor dem Stresstest. Bereits 2025 werden wir die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) und Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrem EU-weiten Stresstest für die großen europäischen Banken aktiv unterstützen und darüber hinaus weitere aufsichtsinterne Stresstests rechnen, voraussichtlich ohne den Einbezug der Institute.
Gibt es Frühwarnsignale, die unerfreuliche Entwicklungen andeuten?
In Deutschland sind solche Entwicklungen 2024 insgesamt weniger wahrscheinlich geworden. Im Finanzsystem bauen sich Verwundbarkeiten bislang geordnet, aber nur allmählich ab und bleiben substanziell. Die angespannte wirtschaftliche Lage habe ich bereits angesprochen. Das Risiko weiterer deutlicher Preisrückgänge am Gewerbeimmobilienmarkt bleibt erheblich. In einem Szenario unerwartet stark steigender Arbeitslosigkeit dürften auch Kreditausfälle in der privaten Wohnimmobilienfinanzierung ansteigen.
Darüber hinaus sind öffentliche und private Schuldenstände weltweit hoch und machen das globale Finanzsystem anfällig für ungünstige Entwicklungen. Gleichzeitig deuten hohe Bewertungsniveaus an den Finanzmärkten auf ein erhöhtes Rückschlagpotenzial hin.
Wird die Aufsicht auf die zunehmenden Risiken aus dem Kreditgeschäft mit höheren aufsichtlichen Eigenmittelempfehlungen an die Institute reagieren?
Im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process, SREP) überprüfen und bewerten wir Aufseher die Risiken der europäischen Institute. Dabei scheren wir aber nicht alle Institute über einen Kamm. Wir untersuchen, welchen spezifischen Risiken eine Bank aufgrund ihres individuellen Geschäftsmodells ausgesetzt ist und ob sie genügend Kapital hat, um Verluste daraus abzupuffern. Aufsichtliche Maßnahmen, darunter auch zusätzliche Kapitalanforderungen, leiten sich dann aus der individuellen Risikosituation des Instituts ab.
Der LSI-Stresstest wird die Basis sein, auf der wir in Deutschland die Eigenmittelempfehlungen anpassen. Wir werden nur bei den Instituten höhere Empfehlungen aussprechen, deren Stresstestergebnisse entsprechend ausgefallen sind.
Gibt es bestimmte Sektoren des Kreditgewerbes, die Sie besonders beobachten werden oder sind alle Institutsgruppen gleichermaßen betroffen?
Grundsätzlich ist und bleibt die Aufsicht risikoorientiert; sie prüft und bewertet den Einzelfall. Mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen wir die erwähnte Lage an den Märkten für Gewerbeimmobilien. Die Zyklen der Gewerbeimmobilienmärkte korrelieren stark mit dem wirtschaftlichen, momentan schwachen Umfeld. Den zyklischen Abschwung verstärken strukturelle Faktoren, die die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien längerfristig senken könnten; beispielsweise die weiterhin hohe Nutzung von Homeoffice-Möglichkeiten oder der demografische Wandel.
Lassen Sie es mich noch einmal betonen: Bei den Beständen an Gewerbeimmobilienkrediten ist der Anteil der notleidenden Kredite in den vergangenen Quartalen merklich gestiegen. Konsequenz dieser Entwicklung ist ein steigender Risikovorsorgebedarf. Ich halte es daher für unerlässlich, dass Institute diesen Spielraum nutzen und einen vorausschauenden Kurs einschlagen: Sie sollten frühzeitig und adäquat Risikovorsorge bilden.
Manche Bankvertreter klagen über große Belastungen aus Regulatorik und Aufsicht. Zu Recht, ist es zu viel? Die MaRisk haben beispielsweise gerade wieder die Anforderungen verschärft.
In der EU gelten einheitliche Regeln für alle CRR-Institute. Mit der Definition der „kleinen und nicht komplexen Institute“ (KNKI) haben wir jedoch die Proportionalität deutlich gestärkt. Dies zeigt sich in vereinfachten, aber konservativ kalibrierten Regelungen wie der strukturellen Liquiditätskennziffer (sNSFR) oder gestaffelten Offenlegungspflichten. Auch bei der Ausgestaltung der operativen Institutsüberwachung bildet das Proportionalitätsprinzip einen wesentlichen Eckpfeiler. Hier kommt unser Risikotoleranzrahmenwerk ins Spiel, das die Aufsichtsintensität noch gezielter an Größe, Komplexität und Risikolage der Institute ausrichtet.
Mit der CRR III werden weitere proportionale Regelungen eingeführt. Der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz ist eine Maßgabe, neue Regelungen werden von der Aufsicht auf Vereinfachungspotenzial geprüft.
Und bei den MaRisk ist es sogar eher umgekehrt: Hier wurden Erleichterungen auf den gesamten Kreis der KNKI ausgeweitet. Zudem liegt es ja gerade im Geist der prinzipienbasierten Regulierung wie den MaRisk, angemessene und proportionale Leitplanken zu formulieren.
Wie wichtig sind zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für die Realwirtschaft über den Kapitalmarkt?
Wir haben einen enormen Finanzierungsbedarf für die anstehenden Transformationen der Realwirtschaft, unter anderem für die digitale und nachhaltige Transformation, sowie für die Sicherheit in Europa. Dafür sind Finanzierungsmöglichkeiten über die Kapitalmärkte unabdingbar –zusätzlich zur etablierten Finanzierung über den Bankensektor. Voraussetzung hierfür sind leistungsfähige, integrierte Kapitalmärkte und ein stabiles Finanzsystem in Europa.
Integrierte Kapitalmärkte ermöglichen es, die benötigten Finanzmittel auch für kleinere und mittlere europäische Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Insbesondere Start- bzw. Scale-up- und Fintech-Unternehmen können von erleichterten Finanzierungsbedingungen mithilfe von Risiko- und Eigenkapital profitieren, sodass wichtige innovative Wachstumskräfte gefördert werden.
Neben Verbesserungen der Finanzierungsmöglichkeiten von Unternehmen sowie der Stärkung der Attraktivität der Kapitalmärkte für institutionelle Anleger gilt es jedoch auch, die Potenziale von Investitionen privater Kleinanleger zu heben. Hier herrscht politischer Konsens, dass es in Europa erheblichen Nachholbedarf gibt, vor allem im Vergleich zu den Vereinigten Staaten. Initiativen wie die Kleinanlegerstrategie und die aktuellen Diskussionen zur „Savings und Investment Union“ sind dabei ein erstes Etappenziel.
Welche Aufsichtsschwerpunkte will die Bundesbank 2025 setzen?
Diese Frage werden wir am 27. Januar bei unserem Digitalen Aufsichtsbriefing gemeinsam mit der BaFin präsentieren und diskutieren. Die Einladung folgt über unsere üblichen Kanäle und den Newsletter Bankenaufsicht. So viel vorab: IT-Sicherheit bleibt eine unserer Prioritäten.
© Alle Rechte vorbehalten. Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen